Sinnieren. Kann ich. Jetzt schon bei XL angekommen – das ist groß ;)
Manchmal sitze ich da, starre auf den Bildschirm und frage mich: Warum? Warum schreiben? Warum bloggen? Warum diese Gedanken teilen? Vielleicht als Ventil. Vielleicht als Spiegel. Vielleicht aus Notwendigkeit.
Das Bloggen hat sich gewandelt und das schreibe ich nicht zum ersten Mal, sondern wiederhole mich da in den Jahrzehnten. Inmitten von TikTok-Videos, Instagram-Stories und Threads wirkt das Bloggen fast schon anachronistisch. Während Social Media auf den schnellen Konsum, ständige Dopamin-Stöße und flüchtige Aufmerksamkeit setzt, bietet das Bloggen für mich einen Gegenentwurf: Raum zum Atmen. Zeit zum Denken. Platz für Komplexität. Und einen sicheren Hafen.
Jean-Paul Sartre sagte einst:
„Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt.“
Existenzialismus nach Jean-Paul Sartre
"Man is condemned to be free. Condemned, because he did not create himself, in other respect is free; because, once thrown into the world, he is responsible for everything he does. The Existentialist does not believe in the power of passion. He will never agree that a sweeping passion is a ravaging torrent which fatally leads a man to certain acts and is therefore an excuse. He thinks that man is responsible for his passion."
Jean-Paul Sartre, Existentialism and Human Emotions
Deutsche Übersetzung
Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat; in anderer Hinsicht frei, weil er, einmal in die Welt geworfen, für alles verantwortlich ist, was er tut. Der Existenzialist glaubt nicht an die Macht der Leidenschaft. Er wird niemals akzeptieren, dass eine überwältigende Leidenschaft ein reißender Strom ist, der den Menschen unweigerlich zu bestimmten Taten führt und somit eine Entschuldigung darstellt. Er ist der Meinung, dass der Mensch für seine Leidenschaft verantwortlich ist.
Eine zunächst merkwürdig düstere Aussage, die bei näherem Betrachten ihre Wahrheit offenbart. Denn wir stehen ständig vor Entscheidungen – große und kleine. Diesen Weg oder jenen? Ja oder Nein? Anpassung oder Authentizität? Wahrheit oder Lüge?
Diese Freiheit kann belasten. Sie erscheint mitunter als Bürde, die nicht ablegbar ist. Gleichzeitig liegt in ihr aber auch ein Geschenk: die Möglichkeit, das eigene Leben zu gestalten – jeden Tag neu. Freier Wille, wäre da sicher passend. Theologen würden mir da sicher sagen, so hat es Gott für den Menschen vorgesehen. Freier Wille? Ja, es fühlt sich zumindest so an. Da muss ich unweigerlich an diesen Beitrag von mir denken: Universum als Computersimulation.
Was Freiheit anbelangt, so wiegt die Verantwortung, die daraus erwächst, allerdings schwer – für uns selbst, für andere, für die Welt. Es gibt keinen Ausweg aus dieser Verantwortung; sie ist der Preis unserer Freiheit.
Und um es wieder auf SocialMedia zu münzen: in dieser Flut von algorithmisch kuratierten Feeds und oberflächlichen Interaktionen geht natürlich Substanz verloren. Während Instagram perfekte Momente fordert und TikTok auf Sekundenwirkung setzt, kann ein Blog Raum für Unfertiges bieten. Für Widersprüche. Für echte Gedanken ohne Filter und Masken. Here we are. Here I am. Das Bloggen wird damit zu (m)einem existenziellen Projekt. Ein Versuch, der ständigen Beschleunigung etwas entgegenzusetzen – durch Reflexion des Alltäglichen oder die Auseinandersetzung mit größeren Zusammenhängen. Es ist ein Innehalten.
Man könnte jetzt einwenden: „Blogs sind tot. Alle sind auf Instagram und Co.“ Doch die Realität sieht anders aus. Mit monatlichen Abrufzahlen variierend im fünf- bis sechsstelligen Bereich zeigt sich: Es gibt sie noch, die Menschen, die sich nach Tiefgang sehnen. Die nicht nur konsumieren, sondern mitdenken wollen. Still sind sie, aber sie konsumieren. Ich sehe das noch und ziehe daraus Energie zum Weitermachen und mir ist auch bewusst, wie speziell Atomlabor ist.
Vor einiger Zeit (2023) schrieb ich mal über einen vom Sturm geknickten Pflaumenbaum in unserem Garten. Ein scheinbar banales Bild, welches ich nur am Rande erwähnte – und doch reich an Bedeutung: Vergänglichkeit, Verletzlichkeit, die flüchtige Schönheit des Moments. Ein starker Sturm und schon wars das. Für mich, zu diesem Zeitpunkt, ein Zeichen. Ein Ableger dieses Baumes ist übrigens noch am Leben.
Ich schätze, solche Bilder brauchen wir. Sie helfen zu verstehen, dass nichts bleibend ist – und dass genau darin unsere Chance liegt. Veränderungen erschrecken, doch treiben sie unser Leben voran. Daher sollte man keine Angst vor Veränderungen haben – denn wo Türen zugehen, gehen neue Türen auf.
Die Kernbotschaft bleibt: Sei authentisch. Bleibe authentisch. Beuge dich weder Algorithmen noch gesellschaftlichen Erwartungen. Bleib ehrlich zu dir selbst und zu anderen. Nimm dir Zeit zum Nachdenken – zum Sinnieren über das Leben und deine Rolle darin. Bleibe reflektiert und wachse an deinen Erkenntnissen.
In unserer Welt voller Ablenkungen ist das vielleicht der größte Akt des Widerstands.
Und eigentlich meint es, verfolge deine eigene Linie – gegen den Strom der digitalen Belanglosigkeit. Soweit meine Gedanken für heute. Ich mach dann mal so weiter.
Was bedeuten Freiheit und Verantwortung für dich? Teile gerne deine Perspektive in den Kommentaren.
Marty McFly told me the Future will be Great.