„Deutschland muss sterben“ – ein Titel, der provoziert, polarisiert und zum Nachdenken zwingt.
Die Hamburger Punkband Slime veröffentlichte diesen Song 1981, und auch über 40 Jahre später hat er nichts, aber auch rein gar nichts, von seiner Brisanz verloren. Was damals als radikale Kritik an Militarismus, Nationalismus und gesellschaftlicher Kälte gedacht war, erscheint heute noch erschreckend zeitgemäß. Denn während sich die politische Landschaft in Deutschland dramatisch verändert, zeigt sich: Die menschenverachtenden Strukturen, die Slime damals anprangerte, sind noch immer lebendig – heute in Form einer in Teilen rechtsextremen Partei wie der AfD. Und da gestern, jeder 5. diese Partei wählte, müssen wir, muss ich darüber schreiben und sprechen.Slimes „Deutschland muss sterben“ ist nämlich kein Aufruf zur Zerstörung des Landes, sondern eine metaphorische Abrechnung mit einem Deutschland, das für Ausgrenzung, Unterdrückung, Rassismus, Faschismus und Ungerechtigkeit steht. Die Zeile „Deutschland muss sterben, damit wir leben können“ fordert den symbolischen Tod eines Systems, das Menschenrechte mit Füßen tritt und Solidarität durch Nationalismus ersetzt. Es ist ein Weckruf: Nur durch den Bruch mit diesen Strukturen kann eine gerechtere Gesellschaft entstehen.
Der Titel spielt dabei natürlich bewusst auf den Spruch „Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen“ an – ein Relikt aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, das die Opferbereitschaft für den Staat glorifizierte. Slime dreht diesen Satz ins Gegenteil und stellt die Frage: Was ist ein Land wert, wenn es auf Kosten von Menschlichkeit und Freiheit existiert? Diese Frage ist heute aktueller denn je.
Denn wir haben nun eine erstarkte AfD im Bundestag: Faschismus im bürgerlichen Gewand. Danke für gar nichts.
Die politische Lage in Deutschland ist alarmierend. Die AfD hat sich zur zweitstärksten Kraft im Bundestag entwickelt und verbreitet offen menschenverachtende Ideologien. Ihre Politik basiert auf Rassismus, Antisemitismus und der gezielten Spaltung der Gesellschaft. Sie spricht von „Remigration“, einem zynischen Begriff für die gewaltsame Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund. Führende Mitglieder verharmlosen den Holocaust oder stellen ihn sogar infrage. Das Ziel dieser Partei ist klar: Sie will ein autoritäres Deutschland schaffen, in dem Vielfalt keinen Platz hat. Gefüttert und unterstützt durch die rechte Regierung in den USA und Putin.
Die AfD ist nicht nur eine rechtspopulistische Partei – sie ist faschistisch. Ihre Rhetorik erinnert an dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte und führt zu einer Zunahme rechtsextremer Gewalt in unserem Land. Statistiken zeigen einen deutlichen Anstieg von Angriffen auf Migrantinnen, Jüdinnen und andere Minderheiten – ein direkter Effekt der Hetze, die von dieser Partei ausgeht. Dazu kann man sich den aktuellen BKA-Bericht online anschauen – spricht für sich.
Slime hat mit „Deutschland muss sterben“ daher einen Song geschaffen, der unbequem bleibt – und genau das macht ihn so kraftvoll. Er fordert uns nämlich dazu auf, nicht wegzusehen. Heute sehen wir uns leider erneut mit einer Ideologie konfrontiert, die Menschen nach Herkunft, Religion oder Hautfarbe bewertet und ausgrenzt. Die AfD steht für alles, was Slime damals kritisierte: Militarismus in neuem Gewand, Nationalismus als Antwort auf globale Herausforderungen und eine Politik der Angst statt der Solidarität. Populismus, statt Lösungen.
Die Botschaft des Songs erinnert uns daran, dass Faschismus nicht plötzlich entsteht – er wächst dort, wo Menschen schweigen oder wegsehen. Und genau hier liegt unsere Verantwortung: Wir müssen laut bleiben gegen Rechtsruck und Menschenverachtung. Es reicht nicht, nur zuzusehen; wir müssen aktiv werden – sei es durch Proteste, Aufklärung oder die klare Ablehnung faschistischer Ideologien im Alltag. Gehen wir also weiter auf die Straße. Auch gegen eine Annäherung des voraussichtlichen Bundeskanzlers Merz mit der AfD.
„Deutschland muss sterben“ bedeutet nicht den Untergang eines Landes – sondern das Ende eines Deutschlands, das auf Hass und Ausgrenzung basiert. Es ist ein Aufruf zur Veränderung: Weg von einer Politik des Nationalismus hin zu einer Gesellschaft der Vielfalt und Menschlichkeit. Denn nur ein Land ohne Faschismus kann wirklich leben – für alle Menschen gleichermaßen.
In diesem Sinne:
Infobox: Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu „Deutschland muss sterben“
Urteil: Am 3. November 2000 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass der Song „Deutschland muss sterben“ von Slime unter die Kunstfreiheit gemäß Artikel 5 Absatz 3 des Grundgesetzes fällt und daher öffentlich abgespielt werden darf.
Begründung: Die Richter bewerteten das Lied als „plakative, drastische Kritik mit satirischem Einschlag“ an gesellschaftlichen und politischen Zuständen in Deutschland. Die künstlerische Qualität spielte dabei keine Rolle. Die metaphorische und satirische Natur des Werks sei offensichtlich und nicht als Aufruf zur Zerstörung Deutschlands zu verstehen.
Vergleich: Das Gericht zog Parallelen zu Heinrich Heines Gedicht „Die schlesischen Weber“ aus dem Jahr 1844, in dem ebenfalls drastische Kritik an gesellschaftlichen Missständen geübt wird (z. B. „Deutschland, wir weben dein Leichentuch“).
Folge: Eine vorherige Verurteilung wegen Verunglimpfung des Staates (§ 90a StGB) wurde aufgehoben. Das Lied darf weiterhin im Handel erhältlich sein und bei öffentlichen Veranstaltungen gespielt werden, da es als Kunstwerk gilt.
Quellen: