Horrorfilme gibt es schon seit 100 Jahren.
Angefangen hat es mit dem expressionistischen Stummfilm vom deutschen Filmregisseur Robert Wiene, der 1920 "Das Cabinet des Dr- Caligari" verfilmte. Direkt darauf folgte auch schon "Der Golem, wie er in die Welt kam" von Paul Wegener & Carl Boese.
Den nächsten Klassiker kennt man auch, wenn man mit der Materie des expressionistischen Stummfilms bisher nicht viel am Hut hatte, es ist Murnaus "Nosferatu", welcher 1922 veröffentlicht wurde. Alles Meilensteine in der Filmgeschichte und zu ihrer Zeit höchst aufwändig produziert. Nun ist Horror ja ein Gefühl, welches durch das Unbekannte erst richtig in Fahrt gerät und so war das auch vor 100 Jahren. Die visuelle Erfahrung von dunklen düsteren Szenen, von "Ermordungen" von "Gewalt", hat man vor dieser Zeit noch nie so immersiv erlebt. Mit unserer heutigen Sozialisierung und dem Medienkonsum ist das nicht vergleichbar. Man könnte auch sagen: Wir befinden uns in einer medialen Flutwelle. Diese visuelle Überreizung war dann 1920 schon mit solchen "neuartigen" Kinofilmen zu erreichen.
Anlässlich des 100. Jahrestages der kommerziellen Veröffentlichung von Paul Wegeners Stummfilm-Horror-Klassiker "The Golem: How He Came Into the World" haben die Geschichtenerzähler der gemeinnützigen Organisation Reboot, diesen Klassiker des Stummfilms neu interpretiert und mit einem frischen Soundtrack versehen.
Der Golem ist als mythologische Figur, zum ersten Mal in der jüdischen Literatur des Mittelalters erschienen. Der Name ist ein hebräisches Wort, das als "formlose Masse" abgeleitet werden kann. Der Erde Leben einhauchen, ist ja ein Teil der biblischen Schöpfungsgeschichte und wurde in diesem Mythos auch aufgegriffen. Näher ist aber der griechische Prometheus-Mythos - Prometheus formte mit Hilfe der Göttin Athene Menschen aus Ton und wurde zum Beschützer der Menschheit.
Jetzt haben sich Künstler wie Alan Licht, Gretchen Davidson, Rebecca Odes, John Olson, Nate Young, Sharon Gal, Scott Amendola, Steve Berlin und Steven Drozd von den Flaming Lips zusammengetan, um eine neue Klangvorstellung für den Film zu schaffen.
Der Golem, der oft als jüdischer Frankenstein bezeichnet wird, ist ein Film, der nicht nur viele Szenen des Frankenstein-Films von Boris Karloff inspiriert hat, sondern auch dazu beigetragen hat, eine der bekanntesten jüdischen Fabeln über das Okkulte zum Leben zu erwecken und der Nachwelt eine Geschichte zu erhalten. Die Originalmusik von 1920 wird uns allerdings für immer ein Rätsel bleiben, aber dieses Geheimnis hat dazu geführt, dass Musiker die Bilder von Paul Wegener aufgriffen haben und neue Klangatmosphären für die Geschichte schaffen konnten.
Gespickt ist die Neuauflage mit neuen Partituren von: Threshing Floor (Alan Licht, Gretchen Gonzales Davidson, Rebecca Odes, John Olson, Nate Young) / Meg Baird, Charlie Saufley und Jeremiah Lockwood / Universal Eyes (Mitglieder von Slumber Party und Wolf Eyes) / Michael Morley / Sharon Gal / Marika Hughes und Shahzad Ismaily / ∈Y∋ / Scott Amendola, Steven Drozd und Steve Berlin.
Im Original auch unterteilt in Kapiteln, wurde mit der neuen musikalischen Untermalung quasi eine Serie gezaubert, welche einen ganz besonderen Charme hat. Schau es dir mal an.
Alle Episoden aufgelistet und mit zusätzlichen Erklärungen findest du dann hier:
© Titel- und Szenenbild gemeinfrei