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Kommt der große dunkle Fleck nun auf mich zu oder nicht? Wenn das Hirn in die Zukunft blicken will

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Titelbild Copyright © 2022  (CC BY 4.0)  Laeng, Nabil und Kitaoka. | Frontiers in Human Neuroscience
Man betrachtet das Bild und ist verwirrt, die Dunkelheit bewegt sich scheinbar auf einen zu.

Ein unangenehmes Gefühl, denn Dunkelheit assoziiert man latenter Gefahr bzw. fordert das Gehirn eine höhere Aufmerksamkeit ein.

Die Pupille des Auges ist ja selber wie ein kleiner schwarzer Fleck, der sich in der Mitte des Auges befindet. Sie passt sich an die Helligkeit der Umgebung an und wird größer, wenn es dunkler wird und kleiner, wenn es heller wird. Aber was passiert, wenn man ein Loch in die Dunkelheit starrt? Kommt der große dunkle Fleck nun auf einen zu oder nicht?

Wenn man das "Schwarze Loch" des Titelbilds so betrachtet, dann dehnt sich der dunkle Fleck scheinbar aus und will das Sichtfeld einnehmen, dabei ist es vollkommen statisch. Forscher der Universität von Oslo und der Ritsumeikan-Universität in Osaka haben sich mit dieser optischen Täuschung auseinandergesetzt.

Studien mit Probanden ergaben, dass sich ihre Pupillen beim Anblick des schwarzen Lochs unbewusst weiteten. Die Forscher konnten so aufzeigen, dass die Pupillen auf "imaginäres" Licht reagieren. Also, auch wenn keine echte Lichtenergie die Netzhaut berührt.

Unser Gehirn versucht immer Prozesse vorauszusagen, um uns z.B. vor potenziellen Gefahren schützen zu können. Im Fall der illusorischen Vorwärtsbewegung liegt ein wahrscheinlicher Zusammenhang vor, wie uns unser Verstand auf den Wechsel der Szenerie vorbereiten möchte. Es ist wichtig für uns, dass sich unser Sehen den gegebenen Lichtverhältnissen schnell anpassen kann.

Interessanterweise ergab die Forschung ein Verengen der Pupillen bei farbigen Löchern. Nur eine Minderheit von Beobachtern ist für die vorliegenden Illusionen nicht empfänglich.

In der Regel versucht unser neuronales Netzwerk also Situationen vorherzusagen, quasi in die Zukunft zu blicken und wichtige Millisekunden durch diese Voraussagen zu gewinnen. Würde dieser Prozess in unserem Hirn nicht stattfinden, könnten wir uns nicht so schnell an neue Umgebungen anpassen. Wir müssen uns also nicht nur auf unseren Instinkt und unser Bauchgefühl verlassen, sondern auf die valide Vorhersage unseres Hirns.


Wer sich genauer mit dieser krassen optischen Täuschung beschäftigen möchte, kann den Studienverlauf auf Frontiers in Human Neuroscience nachlesen. Der Beitrag wurde am 30. Mai 2022 veröffentlicht.


Titelbild Copyright © 2022  (CC BY 4.0)  Laeng, Nabil und Kitaoka. | Frontiers in Human Neuroscience

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Atomlabor ist der Blog von Jens Mahnke

Netzaktiv seit 1997. Blogger seit 2007.


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