Auf zum Game Gear Raspberry Pi Mod.
Aus alt mach neu. Heute gibt es einen Beitrag darüber, wie ich aus meinem alten SEGA Game Gear eine mobile und moderne Spielekonsole, einen Handheld, baue. Baue? Ja, denn noch bin ich nicht fertig, was aber nur an ein paar kleinen Faktoren liegt, welche ich in dem Beitrag erläutern werde.Auf die Idee, mir einen ordentlichen Handheld zu bauen, kam ich schon vor längerer Zeit. Ich habe so viel alte Hardware auf dem Dachboden und Keller meines Elternhauses, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, diese wieder fit zu machen bzw. modernisiert aufzusetzen. Den Anfang machte mein Commodore C16, welchen ich aus Kindertagen besaß. Mit neuen Chips und Zusatzhardware ausgerüstet, läuft dieser nun wieder und steht im Büro auf meinem Schreibtisch. Nerdkram? Ja, auf jeden Fall. Eine Reminiszenz, ein Upcycling, eine Energiequelle für kreative Durchhänger (10 Minuten daddeln und man hat den Kopf wieder frei für neues.).
Im Keller meiner Eltern lag noch ein Game Gear, welchen ich vor Jahrzehnten auf einem Flohmarkt für ein paar Mark schoss. Das Ding lief auch noch, jedoch werden die Kondensatoren trocken und das bedingt Ton- und Bildausfälle. Ja, man kann die Kondensatoren auch ersetzen, wenn man ordentlich löten kann - also nichts für mich. So schrieb ich Markus von Silent Modding an, einem Spezialisten für Retro Modding gerade bei Handhelds. Neben Game Boy Upgrades, Umbauten, Reparaturen, kümmert er sich auch um Altgeräte und bietet Modernisierungshardware an.
Wir unterhielten uns über ein Auffrischen meiner alten Hand-Konsole und er machte mir einen Vorschlag: Schau dir doch mal, bei deinen Bedürfnissen die Zarcade Series an.
Ein Blick in seinen Shop ließen meine Augen leuchten. Statt die alte Hardware wieder aufzufrischen, kann man sie auch komplett ersetzen. Aufpimpen bis zur ultimativen Retrokonsole.
Ein maßgeschneidertes PCB-Kit, das perfekt in ein Game Gear-Gehäuse passt. Es funktioniert mit einem Raspberry Pi und ermöglicht es dir, tausende von Retro-Spielen mit Retropie zu spielen. Verwendet wiederaufladbare Lithium-Batterien, die über USB-C wieder aufgeladen werden können. Beinhaltet sicheres Herunterfahren und Ausschalten und bietet gestochen scharfen, klaren digitalen Ton.
Das alles kann man durch das Moddingkit aus England, von John Patrick Maddison erreichen, der auf seiner britischen Webseite zegamamegear.uk diese Umbaukits anbietet. Für Europa und ja, England ist durch den Brexit ein teures Pflaster für uns geworden, ist der Distributor silentmodding.com aus Österreich - also Markus.
Das Kit besteht aus:
- Zega Mame Gear Powerboard (Lithium Battery Charging, Battery Level Indicator and Safe-Shutdown)
- Zega Mame Gear Mainboard (passt in jedes Game Gear Gehäuse ohne Modifikationen, inkl. LCD)
- Zega Mame Gear Audioboard (Digital I2S Sound Output für sauberen Ton)
- Lautsprecher
- 4 Button Support Bracket
Ein paar Tage später lag das Kit auch schon im Atomlabor Office vor. Akkus, Platinen (3 Stück) und zusätzlich noch das Extension-Kit. Was man nun noch benötigt, ist ein Raspberry Pi. Okay, hier kommt der schwierige Teil, den wir aktuell durch den weltweiten Chipmangel erleiden – die Einplatinencomputer sind echt richtig teuer geworden und rar. Kaum zu glauben, aber ein Pi Zero 2 W, der noch vor zwei Jahren für einen unteren zweistelligen Betrag zu erhalten war, siedelt sich mittlerweile knapp unter 100 € an. Angebot und Nachfrage halt.
So ist John, der Entwickler des Kits, auch bestrebt neue Möglichkeiten zu finden. Ein von mir angestrebtes Ziel ist es, ein Compute Modul 4 (CM4), also die abgespeckte Variante des Raspberry Pi 4 in dem ZEGA einzubauen. Dafür bietet John einen eigens umgesetzten Zega Mame Gear CM4 Adapter an. Aktuell muss allerdings noch das Image, also die Firmware an den neuen CM4 angepasst werden. Da läuft es aber gerade in die richtige Richtung. Ich habe mich da sehr eingebracht, viel getestet, eine Entwicklerplatine gekauft, den Bootloader meines CM4 geupdated, Images geflashed, den Terminal zum Glühen gebracht, mit Markus und John viel geschrieben und gechattet. Wir haben also viel experimentiert und letztendlich hat John es geschafft den CM4 in der aktuellsten Version von Retropie, mit dem ZEGA Mame Gear ans Laufen zu bekommen.
Empfohlen wird ein Raspberry Pi Zero 2 W, aber ich mag es mehr Dampf unter der Haube zu haben. Wir können jetzt mal hoffen, dass sich die Lage des Chipmangels langsam beruhigt und man wieder günstig an die guten Einplatinenrechner kommen kann.
Wer jetzt keinen alten Game Gear irgendwo rumfliegen hat, der kann sich auch ein komplettes Handheld-Kit kaufen. Also Gehäuse (auch gemodded für 4 Gametasten) in verschiedenen Farben. Passende Akkupacks, und natürlich das ZEGA Kit. Einen passenden Raspberry muss man sich natürlich als Antrieb zusätzlich kaufen. Hier kann man auf Raspberry Pi 3a+, Raspberry Pi Zero, Raspberry Pi Zero 2 oder den Raspberry Pi CM4 zurückgreifen. Lediglich der CM4 benötigt eine Adapterplatine. Die anderen Raspberrys müssen mit Stiftleisten versehen werden. Die CM4 werden einfach in den Adapter eingeclipst – Vorteil eines CM4 und natürlich die aktuell bessere Verfügbarkeit (u. a. über den Berrybase Club).
So weit bin ich gerade:
Nun, die Platinen sind eingebaut. Ein Akku habe ich drin, den Zweiten werde ich noch verkabeln (längere Kabel anlöten). Mein Adapterboard habe ich gerade geschrottet, da ich das CM4 gefühlt 100x abgehebelt habe und ins Entwicklerboard steckte. Irgendwann bekommt man dann die Verbindungsbrücken doch ans Limit und bricht sie ab – sie sind halt nicht dafür gedacht, eine Platine immer wieder abzubauen. Doch wenn du in einer Entwicklungs- und Experimentierphase bist, so wie ich es war, dann solltest du halt Ersatz vorliegen haben. Rate, was ich gerade nicht habe … genau, eine weitere Adapterplatine. Mit meinem Build habe ich noch Probleme mit den Tastenbelegungen gehabt, welche jetzt in Johns Umsetzung wohl schon tadellos funktionieren. Aber mein Test steht noch aus. Ich plädiere daher eher für die Nutzung mit den anderen Pi-Modellen, da die 4er-Serie echt ein wenig tricky ist und in vielen Builds zu Problemen führt. So laufen auch keine CBM Emulatoren sauber auf einem 4er Pi.Bald wird es dann weitergehen und ich freue mich schon riesig auf meinen neuen alten Handheld. Hoffentlich mit funktionierendem CM4.
More to come...
Hier folgen noch ein paar Bilder meines bisherigen Umbaus.
Sauber und sicher verpackt kamen die Platinen und Zusätze von SilentModding.com bei mir an. |
Mein Original SEGA Game Gear wurde nun aufgeschraubt. |
Mainboard testen - die grüne LED leuchtet. Okay. |
Build Test am Monitor mit dem Pi CM4 am Entwicklerboard. Läuft. |
Expansionschacht ist nun nicht mehr für Module, sondern für SD und USB zugänglich. Externe Controller funktionieren mit meinem Build-Test hervorragend. |
Vorläufiger Zusammenbau. |
Dieser Beitrag wird supportet von:
silentmodding.com