Der kleine blaue Vogel ist tot, ein X prangt nun dort, wo er fröhlich die bunten Nachrichten trällerte. Dunkelheit und Hass haben ihn sterben lassen, Gier nach Macht und Egomanie. Zeit, sich umzuschauen und neue Plattformen zu entdecken. Threats ist leider noch nicht in Europa verfügbar und wenn wir uns mit neuen und dezentralen Netzwerken beschäftigen, dann ist Bluesky sicher einen Blick wert. Das Projekt Bluesky, das die Social-Media-Landschaft revolutionieren könnte, ist in seinen Grundzügen ein wirklich innovatives Konzept. Es wurde von Jack Dorsey, dem ehemaligen CEO von Twitter, ins Leben gerufen und befindet sich derzeit in der Entwicklungsphase. Allerdings ist Dorsey nicht aktiv am Tagesgeschäft von Bluesky beteiligt. CEO von Bluesky ist Jay Graber, während Dorsey im Verwaltungsrat des Unternehmens sitzt.
Doch was ist das Besondere an Bluesky und wie unterscheidet es sich von bereits etablierten Plattformen?
Die Grundidee hinter Bluesky ist die Schaffung eines dezentralen Social-Networking-Protokolls in Verbindung mit einem Social-Networking-Dienst. Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, die den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Inhalte und Interaktionen gibt. Doch was bedeutet das genau?
Im Gegensatz zu herkömmlichen Social-Media-Plattformen wie Twitter bzw. X, die von einem zentralen Unternehmen kontrolliert werden, setzt Bluesky auf Dezentralisierung und offene Standards. Das für Bluesky entwickelte Protokoll heißt AT-Protokoll und ist ein Open-Source-Framework. Das heißt, die Entwicklung ist transparent und gibt Entwicklern die Freiheit, eigene Anwendungen und Erweiterungen für das Netzwerk zu entwickeln. Dieser offene Ansatz verspricht mehr Innovation und Vielfalt in der Welt der sozialen Medien.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zu X besteht darin, dass Bluesky verschiedene soziale Netzwerke miteinander verbindet, die das Bluesky-Protokoll verwenden. Dadurch entsteht eine dezentrale Struktur, in der nicht ein einziges Unternehmen die gesamte Plattform kontrolliert. Dieser offene Charakter ermöglicht es den Nutzern, Inhalte über verschiedene Netzwerke hinweg auszutauschen und miteinander zu interagieren.
Ein zentrales Thema ist die Frage nach der Kontrolle über die eigenen Inhalte. Bluesky versucht, diese Frage zu beantworten, indem es den Nutzern mehr Macht gibt. So ermöglicht die Plattform beispielsweise eine algorithmische Auswahl und eine anpassbare Moderation von Inhalten. Das bedeutet, dass die Nutzer selbst entscheiden können, welche Inhalte sie sehen möchten und nicht von einem Algorithmus gesteuert werden, der möglicherweise voreingenommen ist. Die Einstellungsmöglichkeiten hinter dieser Grundidee sind in der App noch rudimentär, werden aber ständig weiterentwickelt. Links können in Form von Cards eingegeben werden und Hashtags dienen als Querverweis für einzelne Kanäle.
Seit seiner Einführung hat Bluesky ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet. Mehr als eine Million Downloads auf iOS und Android bis Anfang Juli 2023 zeigen, dass die Plattform auf großes Interesse stößt. Am 20. September 2023 sorgte eine überraschende Ankündigung von Elon Musk für viel Aufregung in der Welt der sozialen Medien. Der Visionär und Gründer von Unternehmen wie Tesla und SpaceX erklärte öffentlich, dass die beliebte Plattform Twitter bzw. „X“ in naher Zukunft in eine vollständig kostenpflichtige Plattform umgewandelt werde. WTF?! Pay2 Play in full effect.
Eine Ankündigung als Booster für Bluesky.
Mehr als 53.585 neue Nutzer sind in den letzten Tagen regelrecht zu Bluesky geströmt. Ein Rekordtag für die Plattform. Damit wird Bluesky zu einer direkten Alternative zur ehemaligen Twitter-Plattform. Interessanterweise hatte Twitter, bevor Elon Musk das Unternehmen übernahm, Bluesky mit der beachtlichen Summe von 13 Millionen US-Dollar finanziert. Dies geschah mit dem klaren Ziel, eine neue „dezentrale“ Version der Plattform zu entwickeln. Dezentralität liegt natürlich nicht im Machtinteresse von Musk. Dieser Schritt zeigte schon früh das Engagement von Twitter für innovative Ansätze und neue Wege in der Welt der sozialen Medien. Nun, wie wir alle wissen, kam es anders und Bluesky wurde geboren.
Die Reaktion auf Musks Ankündigung, dass X in Zukunft kostenpflichtig sein wird, zeigt, wie sehr die Nutzer nach alternativen Plattformen suchen. Bluesky scheint auch aus meiner Sicht eine attraktive Option zu sein, da es nicht nur die Kernfunktionen von Twitter bietet, sondern auch die Idee der Dezentralisierung und offener Standards vorantreibt. Dies ermöglicht uns, mehr Kontrolle über unsere Inhalte und Interaktionen zu behalten und gleichzeitig die Monopolstellung der großen Social-Media-Plattformen infrage zu stellen. Kein Wunder, dass Musk weiter mit X kämpft und das letzte Quäntchen aus ihm herausquetschen will.
Ob Bluesky tatsächlich X als führende Plattform herausfordern kann, bleibt abzuwarten, aber die Entwicklungen sind zweifellos spannend und könnten die Zukunft der sozialen Medien maßgeblich beeinflussen.
Die Postings in diesem Netzwerk heißen übrigens skeet und bei der Weiterleitung dann reskeet. Das erinnert natürlich stark an Twitter und tweet. Letztlich ist Bluesky aber auch eine offene Plattform mit einer derzeit noch offenen und toleranten Nutzerschaft, die stark an die Anfänge von Twitter erinnert. Wie lange das so bleibt, ist noch nicht abzusehen. Hass und Hetze habe ich in meiner Bubble aber noch nicht gefunden.
Da sich Bluesky noch in der Entwicklung befindet und einige Funktionen wie Direktnachrichten und Videos noch nicht zur Verfügung stehen, ist eine Einschätzung noch schwierig. Und ich muss ehrlich zugeben, als ich mich vor einigen Monaten auf die Warteliste gesetzt habe, konnte ich mir noch nicht vorstellen, was mich erwartet. Jetzt bin ich seit gut zwei Wochen auf Entdeckungsreise. Es ist definitiv eine Plattform, die es wert ist, beobachtet zu werden, und ich bin gespannt, wie sie sich entwickelt.
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