Ich bin irritiert.
Jedoch weiß ich nicht recht, ob ich vor Begeisterung austicken oder zutiefst erschrocken sein sollte.
Künstliche Intelligenz (KI) hat längst Einzug in unser Leben erhalten und wird oft als Schlagwort für Warnungen und Marketing verwendet. Auch in der Musik haben wir hier im Atomlabor schon einige erstaunliche Werke gehört. Aber jetzt bekomme ich Gänsehaut, wenn ich neue Songs mit den Stimmen von Tupac, DMX und Nate Dogg höre. Die Produktionen sind absolut beeindruckend gut und die Stimme von Tupac ist extrem nah am Original. Ein Laie würde kaum erkennen, dass es sich nicht um altes Material handelt. Die Songs wurden mithilfe von RVC AI produziert. RVC AI ist ein Verfahren zur stimmbasierten Sprachumwandlung, bei dem ein tiefes neuronales Netz verwendet wird, um die Stimme eines Sprechers in eine andere Stimme umzuwandeln.Diese Methode ermöglicht es, die charakteristischen Eigenschaften einer Stimme beizubehalten, während Tonhöhe, Klang und andere stimmliche Merkmale angepasst werden. Durch den Einsatz neuronaler Netze kann RVC AI komplexe Muster von Stimmnuancen erkennen und hochpräzise Anpassungen vornehmen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von der Synchronisation in der Unterhaltungsindustrie über die Sprachanpassung bei Film- und Fernsehproduktionen bis hin zur Personalisierung digitaler Assistenten. Die Fähigkeit, Stimmen präzise zu konvertieren, eröffnet neue Möglichkeiten für Kreativität und Individualisierung in der audiovisuellen Welt.
Der Berliner Produzent und Künstler Liam Bitterroff, der bereits für Größen wie Capital Bra, Xatar, Adel Tawil und Max Raab gearbeitet hat, ist für die beeindruckenden Tupac-artigen Tracks verantwortlich. Liam hat seinen Bachelor in Audiodesign mit den Schwerpunkten Klangsynthese, Mix & Master, Sound & Interaktion und Produktion absolviert und tritt auf YouTube unter dem Pseudonym DOPFunk auf. Obwohl ich persönlich diese Tracks liebe, muss ich auch zugeben, wie easy es geworden ist, jemandem einen Text unterzujubeln, den er so vielleicht nie gerappt hätte.
Liam geht jedoch mit großem Respekt an seine Arbeit heran und schreibt: "Dieser Song wurde mithilfe von KI-Technologie erstellt und repräsentiert in keiner Weise die Gedanken oder Einstellungen der Künstler, die er imitiert.
Dennoch ist dies ein heißes Thema, da auch Stimmen urheberrechtlich geschützt sein können. Es gibt viele Akteure in der Branche, die künstlich erzeugte Musik ablehnen, darunter große Plattenfirmen und Rapper wie Ice Cube. Ice Cube hat angekündigt, rechtliche Schritte gegen jeden einzuleiten, der seine Stimme durch KI imitiert, ohne ihn dafür zu bezahlen. Seiner Ansicht nach ist die Verwendung einer fremden Stimme mit Sampling vergleichbar, da er auch nicht einfach die Baseline eines anderen sampeln könne, ohne dafür zu bezahlen. Da ist was dran.
Wie stehst du dazu? Hör rein.