Mal was ganz anderes… Darkpop, Misanthropop aus Hamburg... name it...
Nein, weder Nick Cave noch Bauhaus ist gerade auf meinem Plattenteller. Es klingt nach Pathos-Pop, immer wieder finde ich bei dieser Art der Musik die Stimme von Marian Gold in meinem Hinterkopf (das "The Breathtaking Blue" Album). Immer wenn der Gesang schwermütig und doch so erhaben daher kommt. Da wurde ich wohl aus vergangenen Zeiten stark geprägt. Klassisch, teilweise sakrale Klänge werden nun mit elektronischen Stilmitteln ergänzt und bilden schwebende Flächen, auf denen der Zuhörer sich entspannt ablegen kann. So auch bei St. Michael Front. Die Band, die gerade auf dem Dreher liegt. Doch was ist das eigentlich für eine Musik? Dem Duo geht es um spirituelle Erneuerung. gewöhnlich ist Dark Wave ja gerne mal von der Thematik her auf der dunklen Seite anzusiedeln, ich lasse mich da gerne korrigieren, aber St. Michaels Front haben sich der Seite des Lichts verschrieben. So ist der Albumname „End Of Ahriman“ auf das Ende der Zerstörung zurückzuführen, welche laut der zoroastrischen Theologie für das Zerstörerische steht - Ahriman ist quasi der Gegenspieler Gottes, also der Vorläufer von Satan. Meine Güte, ganz schön Spirituell, geht mir eigentlich ab… aber wollen wir das Werk nicht zu früh ab acta legen, sondern uns mal darauf einlassen.
Spoiler: Es lohnt sich - auch für Menschen wie mich ^^
Das Cover liegt also in meiner Hand und ich streiche über die Prägung des Bandnamens, sehr schön gemacht, er wurde nach außen geprägt und liegt erhaben auf dem Cover. Surreale Sternstaub-Einschläge auf die Erde, zieren das Artwork. Engelskinder die auf der Erde landen um uns zu retten? Huiii wie blumig. Kleiner Spaß von mir. Aber so in etwa wird man wohl bei der Gestaltung gedacht haben. Sei es drum, das Cover fällt auf.
Auch wenn die Band "The Who" als Vorbild hat, klingt es tief nach 80er-Synthi-Pop und Dark Wave, ein wenig zu viel Hall, ein bisschen fragil in der Stimme - erhaben zerbrechlich. Dabei ist die Platte eine spirituelle Reise, auf den Spuren des heiligen Erzengels Michael, in dessen Zeitalter wir uns nach Rudolf Steiner Aussage bis 2040 befinden.
Wem das jetzt zu esoterisch wird, dem geht es wie mir. Aber dann kommen Songs die von Spagetti-Western-Soundtrack bis Neo Folk alles in Petto haben und mit B-Movie Soundtrack den Aberwitz des Albums untermauern. Was jetzt vielleicht abschreckend klingen mag, ist aber nicht der Fall. Das Album ist mehr als gefällig und so kann „End of Ahrimen“ durchaus glänzen oder wie man es so schön im Pressetext formulierte:
„Wer Goethes „Faust“, Miltons „Paradise Lost“ und „die eingeweihten Schriften“ von Rudolf Steiner kennt, weiß auch worauf wir uns bei diesem Bandnamen und Album-Titel einlassen: Mit Engelstrompeten und Donnerpauken gehen sie mit uns durch das Dornental des Menschenbildes und zeigen uns seine Abgründe in den schillerndsten Farben auf.
Hier triff der Revolverheld-Cowboy auf den schwarzen Gralsritter sowie den Samurai im Badstanding. Eine Collage aus B-Movie-Melodien, kathartischer Erlösung und schwarzem Humor!
Absolut. Die Musik von St. Michaels Front aus Hamburg trägt also den passenden Pathos in sich und entführt in eine wundersame Welt. Lassen wir die Beschützer der Menschheit also ein wenig auf uns einwirken. Gerade wenn bei I´m fine mal eben The Who´s „Love rain on me“ intoniert wird. Wir erinnern uns jetzt bitte an die Abschlussszene bei Quadrophenia. D war das Vorbild dann doch maßgeblich im Vordergrund.
Fazit:
Sicher eine Scheibe die ich mir nicht immer geben kann, aber sie hat was und ich gehe jede Wette ein, dass gerade in der Dark Wave Szene dieses Album einen ordentlichen Impact hat. Man möge es mir verzeihen wenn ich noch anmerke, dass ich das Duo nicht für die größten Sänger auf Erden halte, aber irgendwie hat es einfach was - die Melodien sind auf jeden Fall sehr eingängig und man kann es entspannt im Wohnzimmer laufen lassen, ohne bewußt dem Text lauschen zu müssen - obwohl das auch klar geht. Für Tarantino und Federico Fellini wäre dieses Album der perfekte Soundtrack - garantiert. Tarantino kann es ja mal überdenken.
Zum Runterkommen ist es echt perfekt und gar nicht so melancholisch wie erwartet. Neugierig? Dann hör mal rein.
02 Rifles & New Gods
03 Doom Of Your Living Room 04 Drones Block My Way
05 Once
06 They Burn
07 I’m Fine
08 Death & His Son
09 Thank You For Nothing
10 Higher Source
11 White Lights Shine
12 Bootlicking For A Dream
Tracklisting:
01 Lucky Prince02 Rifles & New Gods
03 Doom Of Your Living Room 04 Drones Block My Way
05 Once
06 They Burn
07 I’m Fine
08 Death & His Son
09 Thank You For Nothing
10 Higher Source
11 White Lights Shine
12 Bootlicking For A Dream
Ab heute kann das Vinyl übrigens auf Amazon gekauft werden.
Partner-Shop
Album: "End Of Ahriman"
Album VÖ: 20.04.18
Formate: CD, Vinyl, Digital
Label: Staatsakt/Caroline International
Vertrieb: Universal Music
Portrait der Künstler © Anke Schmidt