Musik für Pflanzen.
Ich hab noch ziemlich genau im Ohr, wie ich 2013 über Torky Torks „PR110“ gestolpert bin – ein Album, das damals schon aus der Masse herausstach, weil Torky sich nicht mit schnöden Samples zufriedengab, sondern auf VHS-Kassetten diggte. Das hatte so einen ganz eigenen Charme, roh, staubig und irgendwie immer ein bisschen geheimnisvoll. Genau das hat mich damals gepackt und seitdem immer wieder daran erinnert, mal nach frischem Stuff von ihm zu schauen. Und siehe da, letztens bin ich über „Two Be OK“ gestolpert, sein Werk aus dem Oktober letzten Jahres. Gutes Ding. Das macht neugierig.Amsterdam hat ja schon immer besondere Talente angezogen, aber der Berliner Torky Tork bringt nochmal eine ganz eigene Note in die Stadt – und in die Plattenregale. „Two Be OK (The Seed Tape Vol.1)“ ist daher nicht nur ein weiteres Instrumental-Album, sondern ein echtes Konzeptkunstwerk. Torky, inzwischen Wahl-Amsterdamer, hat sich nämlich vorgenommen, Musik und Botanik zu vereinen. Kein Witz: Er hat ein „Musik für Pflanzen“-Projekt gestartet, um seine Flora und Fauna nicht nur zu unterhalten, sondern gleich auch den Blühprozess anzukurbeln. Was für Pflanzen ist wohl klar. Und während du also entspannt die Nadel auf die LP setzt oder wie hier das Digitale ablaufen lässt, wächst im Hintergrund vielleicht gerade deine neue Lieblingspflanze – powered by laid-back HipHop-Beats und Torkys grünem Daumen.
Für die ersten 500 Vinylkäufer gibt es übrigens ein echtes Goodie obendrauf – zwei Samen der exklusiven OK KUSH-Sorte, direkt aus der Amsterdamer Seedbank von Exotic Seeds. Torky empfiehlt sogar, die Platte während des Wachstumszyklus laufen zu lassen, damit die Pflanzen optimal gedeihen. Ein bisschen verrückt, ein bisschen visionär, ganz viel Torky Tork eben.
Die Musik? Lässig, basslastig, irgendwo zwischen verträumtem Kopfkino und urbaner Soundtrack-Atmosphäre. Tracks wie „Two Start Right Away“, „Two Smoke One Blunt“ oder „Two Be Too High“ sind wie gemacht für entspannte Abende – oder eben für botanische Experimente auf der Fensterbank.
Was das Album noch spannender macht, ist die illustre Runde an Gastproduzenten: FloFilz, S. Fidelity, Dexter (der auch das Mastering übernommen hat), Wandl, Fid Mella und weitere Hochkaräter bringen ihre ganz eigenen Vibes mit ein. Das Artwork stammt von Blatant Space, das Design von Robert Winter – alles in allem ein rundes Paket, das nicht nur akustisch, sondern auch optisch und haptisch überzeugt.
Torky Tork bleibt sich dabei auch nach Jahren treu:
Er wiederholt keine Formel, sondern sucht immer nach neuen Impulsen, pendelt zwischen Berlin und Amsterdam, zwischen Bunker-Studio und Grachten, zwischen Beatmaking und Botanik. „Two Be OK“ ist das perfekte Ergebnis dieser kreativen Rastlosigkeit – ein feines Album, zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Wohnzimmer und Gewächshaus. Wer Bock auf ein bisschen musikalische Frischluft hat und seine Pflanzen auch mal mit HipHop füttern will, sollte sich das Teil unbedingt gönnen. Wohl bekomms.
♪ NOW PLAYING ♪
VOL
BASS
ATOMLABOR