Mit Elektronik Jazz kann man mir immer gerne kommen. Im März kommt da wieder etwas Exquisites.
Und ja, es gibt Alben, die man hört, und dann gibt es Alben, die man erlebt. The Love Pretender von Spiral Deluxe gehört definitiv zur zweiten Kategorie. Jeff Mills, bekannt als Pionier der elektronischen Musik, hat sich hier mit einer Truppe von Virtuosen zusammengetan, um ein Album zu schaffen, das nicht nur gehört, sondern gefühlt werden will. Improvisation ist das Herzstück dieses Projekts – und das spürt man in jedem Ton. Treibend, funky, mit schönem Bass. Die Band besteht aus Mills selbst an Drum Machines und Percussion, Gerald Mitchell an den Keyboards, Yumiko Ohno am Moog-Synthesizer und Kenji „Jino“ Hino am Bass.Jeder dieser Musiker bringt nicht nur sein Instrument, sondern auch seine eigene musikalische Geschichte mit. Zusammen entsteht eine Art musikalischer Dialog, der so organisch wirkt, dass man fast vergisst, dass hier nichts vorgeplant ist. Es ist, als ob sie miteinander sprechen – nur eben mit Klängen statt Worten. So schreiben die Protagonisten eine eigene Geschichte und wir tauchen tief hinein. Sphärisch, angenehm, warm.
Das Album wurde übrigens in Tokio aufgenommen und trägt diese besondere Energie von Live-Improvisation in sich. Tracks wie The Soloist oder Shapeshifters entwickeln sich wie von selbst. Jeder Musiker gibt Impulse, die die anderen aufgreifen und weiterentwickeln. Das Ergebnis? Ein Klangteppich aus Jazz-Elementen, elektronischen Beats und einer Wärme, die dich direkt einhüllt. Ich feiere solche Musik gerade bei der Arbeit im Homeoffice sehr. Sie motiviert mich und gibt mir einfach ein gutes Gefühl.
Ein Highlight ist übrigens der Track Society’s Man, bei dem der französische Gitarrist Sylvain Luc mitwirkt – übrigens eine seiner letzten Aufnahmen vor seinem Tod im Jahr 2024. Seine Gitarre bringt eine entspannte Westcoast-Vibe ins Spiel, die perfekt zu den restlichen Elementen passt. Und dann ist da noch Toku, ein japanischer Jazz-Trompeter, dessen Beiträge den Tracks eine zusätzliche Tiefe verleihen. Um es in 3 Worte zu packen: ganz schön großartig.
Die Themen des Albums sind so zeitlos wie aktuell:
Vertrauen in den Moment, das Loslassen von Kontrolle und die Schönheit des Unbekannten. Es geht darum, sich auf das einzulassen, was kommt – ohne Angst vor dem nächsten Schritt. Gleichzeitig spiegelt der Titel auch gesellschaftliche Fragen wider: Was ist echt und was ist nur Fassade? Gerade in Zeiten von Social Media und KI ein Gedanke, der zum Nachdenken anregt. Man merkt, die Musiker haben sich in ihrer Session etwas bei den Tracks gedacht und nicht nur einen Jam hingelegt.
Jeff Mills hat es sich zur dabei Aufgabe gemacht, Musik zu schaffen, die bleibt – Musik, die man immer wieder hören kann und die jedes Mal etwas Neues offenbart. The Love Pretender ist genau das: ein Album für die Ewigkeit. Kein glattpoliertes Studioalbum mit durchgeplanten Arrangements, sondern ein lebendiges Kunstwerk voller Spontanität und Seele.
Im europäischem Shop (Frankreich) vom Label Axis ist das Vinyl schon für 37,26 € inkl. Versand nach Deutschland zu bekommen – der bekannte Rest bietet PreOrder an.
Das Album erscheint dann am 14. März und ich muss sagen: Sehr gut geworden. Gefällt mir echt sehr.