Ein musikalisches Genre, welches ich unheimlich gerne um mich herum haben möchte, ist Lo-Fi.
Low Fidelity Musik ist für mich eine perfekte Art zu entspannen und so ist mein Plattenregal gespickt mit Vinyl dieses Genre. Jazzy Tunes, welche latent den Hintergrund beschallen können. Als Kind habe ich mir immer eine musikalische Wolke über mir gewünscht, welche mich mit einem Soundtrack durch den Tag begleitet - diese Musik darf nicht auftragen, sondern soll vor sich hin fließen. Lo-Fi ist einfach perfekt um der Welt zu entfliehen und seine Energie auf die wichtigen Dinge im Leben zu fokussieren - Kraft zu tanken.Man spricht im übertragenen Sinne von Lo-Fi-Sound, „wenn das gesamte Klangbild einer Produktion bewusst schmutzig und antiquiert bzw. historistisch wirkt."
Peter Wicke u. a.: Handbuch der populären Musik. 2007, S. 404
Dabei steht Lo-Fi nicht für minderwertige Musiksondern bezieht sich auf die benutzten Studiogeräte und elektronischen Musikinstrumente, welche der Musik einen besonderen Retrocharme geben. Wenn ich als Kind also mit zwei Kassettenrekordern ein Lied dubbte, Teile eines Songs loopte, dann klang die Aufnahme, vornehmlich aus dem Radio aufgenommen, danach sehr extravagant. Da hat man dann die unrunde Bandlaufgeschwindigkeit beim Start des Rekorders mit dem zweiten Player aufgenommen und genau diese Parts, welche scheinbar unperfekt sind, machen das Gefühl aus.
J. Dilla hat zum Beispiel seine Beats nicht quantisiert und per Hand eingetriggert - das ist nicht perfekt oder besser gesagt eine unperfekte Perfektion, fürs Gehör angenehmer und grooved besser. Was jetzt so tautologisch klingt, ergibt allerdings Sinn, denn der Mensch empfindet leicht differenzierte Klänge als friedlicher. Früher war alles besser und so... man verklärt die Realität. So entspricht vielleicht die Klangästhetik nicht der moderner Aufnahmetechniken und Geräte, aber wird authentischer und das ist im digitalen Zeitalter sehr wichtig. Kippt man also ein wenig analoges Flair in die Musik, erreicht man das Herz.
If ya don´t know - now ya know.
Diesen Trend kann man auch auf die aktuelle Fotografie übertragen, die Fotos die richtig rocken, werden mit Retro-Filtern bearbeitet, nachträglich wird Grain eingefügt und bewusst Bereiche mit Lens-Flair, Leaks oder Chem Burns überzogen. Diesen Retrolook kennen wir u.a. von Paul Ripke, den Roser Brothers und ähnlichen Fotografen. Ob alte Kodak-Filme emuliert werden oder Altglas mit Einschüssen benutzt, es geht um Retroflair in einer digitalen Welt.
So sind die Mixtapes, welche wir früher aufnahmen auch gefühlvoller als digitale Streams. Mr. Amazing hat das Thema Lo-Fi in einem Erklärvideo ganz gut auf den Punkt gebracht. Das kannst du dir nun anschauen und ich lege mir die ChillHop Essentials, Psalm//Tree EP, Klim Beats oder ähnliche Platten auf.
Hier kommt das Erklärbär-Video.
via Ronny