Die Labelnight im Berliner Lido | Atomlabor on Tour
CHIMPERATOR LÄDT ZUM AFFENTANZ
Im Rahmen des „First we take Berlin“-Festivals hat das Cro-Label Chimperator zur großen Labelnight ins Berliner Lido geladen. Neben Lary, Elenka, Heisskalt, Lot, Konvoy, Mas, DJ Jopez und dem DJ-Team Angst & Schrecken gab es noch einen Secret Headliner, den man partout nicht preisgeben wollte. Ich alter Fuchs habe im Vorfeld bereits 1 und 1 zusammengezählt, denn das Angst & Schrecken Team besteht neben der bezaubernden DJ Tereza eben auch aus Bartek und Kaas von den Hoologans der Liebe, den Orsons. Und da Tua eh in Berlin lebt fehlte ja eigentlich nur noch Maeckes. Aber dazu später.
In
Berlin ist es wie in jeder anderen Stadt – wer was auf sich hält, kommt zu
spät. Daher hab ich die ersten beiden Acts Mas und Konvoy schön verpasst.
Sorry.
Als
nächster Act stand eins der neueren Signings des Labels auf der Bühne: LOT.
Hierbei handelt es sich um einen Sänger aus Leipzig, der mit seinem „Urban Pop“
schon zu gefallen wusste (Wir hatten Ihn ja auch schon im RoundUp). Er selbst unterstützte seine Band ab und an am
Klavier, was dem Sound gut tat. Nichts weltbewegend Neues, aber doch recht
hübsch. Bei gesungenen deutschen Texten, die nicht von Blumfeld oder den
Boxhamsters sind, tue ich mich aber generell schwer, da diese immer ganz hart
an der Grenze zum Schlager wandeln. Das war ein Hauptproblem dieses Abends, das
sich durch fast alle Acts durchzog.
Da so
viele Acts gehört werden wollten, spielte jeder nur gute 20 Minuten, was dem
Abend aber durchaus gut tat. Als nächstes betraten HEISSKALT die Bühne, von
denen ich nur wusste, dass sie eher lautere Gitarrenmusik machen. Das kurze Set
der Stuttgarter Band hat mich dann aber ziemlich umgehauen. Was sind die live
bitte für ein Brett? Unfassbar wuchtige Gitarren, ein richtig geiler Drummer
und Riffs, Riffs, Riffs. Knaller. Ein Kollege sagte hingegen, dass sie auf
Platte klingen wie eine rockigere Version von Pur. Sehr böse, aber da ist
wieder das Problem mit deutschen Texten. Es ist oft etwas zu platt oder einfach
ausgedrückt. Aber diese Sprache wissen einfach nicht viele gut zu singen.
Belassen wir es dabei: es ist verdammt schwer.
Die
Backline auf der Bühne wurde nun stark reduziert. Lediglich ein Drumset und ein
Podest für Pads und weitere Elektronik brauchte ELENKA, der nächste Act. 4
Songs wurden performed und die ersten beiden – besonders der Song „Wolf“ –
gefielen mir wirklich gut. Schräge Arrangements, kranke Beats und dazu eine
jung Dame, die elfenhaft daherkommend ihre Texte singt. Hat mich ein wenig an
eine Mischung aus Fiona Apple und FKA Twigs erinnert. Stark. Die letzten beiden
Songs waren mir dann aber zu poppig, zu glatt. Trotzdem bin ich gespannt, was
es von ihr noch so zu hören geben wird. Sollte ein Album im Stil der ersten beiden
Songs erscheinen, hätte sie ein – für deutsche Verhältnisse – starkes
Alleinstellungsmerkmal. Checkt mal die Single „Wolf“ und den dazugehörigen
Remix von Robot Koch.
Dann
kam der Act, auf den scheinbar viele der Anwesenden gewartet hatten: LARY.
„Future Deutsche Welle“ nennt sie ihre Musik selbst und da ist schon was dran.
Ein großer Mix aus RnB, Pop, 80er und Soul. Ich fand das aber leider sehr
monoton und auch live nicht sonderlich gut gesungen. Hat mich überhaupt nicht
umgehauen.
Gegen
23:50 wurde dann auch das Schlagzeug abgebaut und ein DJ Podest errichtet. An
dieses stellte sich der eh schon angekündigte DJ Jopez. Und da weiß man ja
auch, dass er der Tour DJ der Orsons ist. Und ja, ich hatte den richtigen
Riecher, denn nach ein paar technischen Problemen, die von DJ Tereza gelöst
wurden, erklang das Intro des letzten Orsons Album „Das Chaos und die Ordnung“
mit der Stimme von Ben Becker, der sich ja vor kurzem durch das Ansagen der
Böhsen Onkelz auf deren Idioten-Treff reichlich blamiert und unbeliebt gemacht
hat. Was sagen die Orsons eigentlich dazu?
Nach
und nach erschienen dann – jeder für seinen Part –Maeckes, Bartek, Tua und Kaas
mit Tiermasken und verwandelten zum Song „Zambo Kristall Merkaba“ die eher
hüftsteife Masse sofort in eine wilde Danceparty. Live sind die vier einfach
Bombe. So rappten sie sich, tight wie immer, durch ein buntes Set aus alten und
neuen Songs, bevor das viel zu viel zu kurze Set auch schon wieder beendet war.
Bartek brachte alle noch dazu, während seines Parts von „Vodka Apfel Z“ einen
ziemlich bescheuerten Tanz aufzuführen. Es kann sein, dass die Leute durch
diesen, dem Gangnam Style nicht ganz unähnlichen Tanz völlig aus der Puste
gekommen sind, denn das Lido leerte sich schlagartig. Sehr zum Leidwesen von DJ
Jopez, der ja direkt im Anschluss noch eine Stunde lang auflegen sollte. Er tat
das auch, aber bis auf ca 5 Personen war das Lido wie leergefegt. Viele sind
zur nächsten Party oder sind im Lido-Biergarten gestrandet. Kaas hat sich dann
netterweise zu ihm gesellt und die beiden fingen an Reggae und Dub aufzulegen.
Nach 30 Minuten war es mir dann aber zu viel und ich war ziemlich erledigt. Ob
das Angst und Schrecken Team wirklich noch aufgelegt hat, wage ich zu
bezweifeln. Schade, da ich ihr Set mit den Turntable Hools von K.I.Z. bereits
im Kölner Bootshaus verpasst habe.
Es
wird sich aber sicherlich noch mal eine Gelegenheit ergeben.
Bleibt
zu sagen, dass ich zwei wirklich interessante Live-Acts für mich entdeckt habe.
Danke dafür und danke für die Einladung an die Chimps. Die Vorfreude auf das
hoffentlich bald erscheinende neue Orsons Album (Titel „What’s goes“???) ist
jedenfalls nicht kleiner geworden. Die Jungs sind im Dezember auf Hallentour
und da werde ich sie mir in der Kölner Live Music Hall nochmal geben.
chimperator.de
Danke an Chimperator für die Einladung | Props an Willy