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Deutsches Bier im Stillstand | Wie Craftbeer weltweit neue Maßstäbe setzt(e)

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Craftbeer | Warum deutsches Bier langsam aber sicher ins Abseits gerät.
Warum deutsches Bier langsam aber sicher ins Abseits gerät.

Deutschlands Bierlandschaft steckt in der Krise. Während Großbrauereien noch immer ihre "langweiligen" endlosen Pils- und Hellen-Ströme in den Markt pumpen, hat sich international längst eine Gegenbewegung etabliert: Craftbeer bzw. kreativ gebraute Biere. Kleine, unabhängige Brauer experimentieren mit Hopfensorten, Aromen und Stilen, die hierzulande oft noch ein Nischendasein führen.

Das Paradoxe: Bier gilt in Deutschland als Kulturgut, doch genau dieses Kulturgut hängt in den Seilen, weil die Regeln, nach denen gebraut wird, seit über 500 Jahren nahezu unverändert sind. Das Reinheitsgebot, einst ein Schutz für Konsumenten, ist heute aus meiner Sicht eine Innovationsbremse. Und das schreibe ich als jemand, der gerne Bier trinkt, auch alkoholfreies Bier. Das Reinheitsgebot hält scheinbar Brauereien davon ab, sich so frei auszuprobieren, wie es ihre internationalen Kollegen längst tun.



Aber s
chauen wir doch einfach mal direkt nach England:

Dort beweist meine Lieblingsbrauerei, die Vocation Brewery, dass man aus der Krise herauswachsen kann. Ihre IPAs und Pale Ales sind nicht nur handwerklich sauber, sondern durch ein cleveres Dosen-Design und eine starke Markenidentität echte Hingucker im Regal. Noch auffälliger ist Beavertown aus London, deren Comic-artige Dosenillustrationen fast schon ikonisch geworden sind. Bier wird hier nicht nur als Getränk verstanden, sondern als Teil einer Kultur, die Lifestyle, Kunst und Geschmack verbindet. Zugegeben, in Deutschland ist Maisels da ein Vorreiter, aber zurück zur Insel, denn dort kommt BrewDog dazu, wohl die bekannteste Craft-Brauerei Europas. Mit aggressivem Marketing, einer enormen Produktpalette und Experimenten wie Milkshake IPAs haben sie gezeigt, dass Bier mehr sein kann als Pils, Weizen oder Export. Klar, auch bei BrewDog landet nicht jedes Produkt im Olymp der Braukunst, aber allein die Bandbreite macht deutlich, wie lebendig eine Szene sein kann, wenn man sich nicht in Vorschriften verliert.


India Pale Ale (IPA)

IPA ist eine der bekanntesten Craftbeer-Stile und zeichnet sich durch einen hohen Hopfenanteil und eine ausgeprägte Bitterkeit aus. Ursprünglich wurde das Bier im 18. Jahrhundert in England für den Export nach Indien stärker eingebraut und stärker gehopft, damit es die lange Schiffsreise unbeschadet überstand. Der Name „India Pale Ale“ geht genau auf diese Geschichte zurück.


Und Deutschland? Hier wird noch immer auf das Reinheitsgebot verwiesen, als wäre es ein Garant für Qualität.


Dabei nutzen Großbrauereien längst industrielle Hilfsmittel:

Hopfenpellets statt frischem Hopfen, Prozesse, die auf Masse statt Klasse abzielen. Das „rein“ im Reinheitsgebot ist damit mehr eine Marketingfloskel geworden als ein echtes Qualitätsversprechen. Wer ein modernes IPA oder ein Milkshake Pale Ale probiert hat, weiß sofort, wie eingeschränkt die deutsche Bierlandschaft wirkt. Natürlich gibt es auch hierzulande kleine Craft-Brauer, die sich abmühen, doch ihnen wird der Marktzugang durch Bürokratie und enge Grenzen erschwert. Statt Vielfalt wird Einheitsgeschmack produziert und das in einer Zeit, in der Konsumenten immer stärker nach Abwechslung suchen. Der Chef der größten Brauerei Deutschlands hat ein Massensterben von Brauereien anzitiert und es wird in naher Zukunft passieren. Das Generation Z, eh nicht so auf Hopfengetränke abfährt und gesundheitsbewusster auch eher auf Alkohol verzichtet, spielt da mit rein.


Deutsches Reinheitsgebot

Das Reinheitsgebot von 1516 gilt als älteste noch gültige Lebensmittelverordnung. Ursprünglich legte es fest, dass Bier nur aus Wasser, Gerste und Hopfen gebraut werden durfte.

Heute ist es im vorläufigen Biergesetz verankert und regelt, welche Zutaten in Deutschland offiziell verwendet werden dürfen. Dadurch gilt es als Kulturgut, aber auch als Innovationsbremse.


Die spannende Frage ist also: Muss man wirklich am Reinheitsgebot festhalten?
Niemand fordert, dass das klassische Pils verschwindet, aber warum sollte eine Brauerei nicht auch Fruchtpüree, Gewürze oder Laktose in ihre Rezepte einbauen dürfen? Genau solche Zutaten haben internationale Brauereien genutzt, um völlig neue Bierstile zu erschaffen, die ganze Generationen von Biertrinkern begeistert haben. Während hierzulande noch immer ein Pils als Gipfel der Braukunst gilt, sitzen in Manchester, Edinburgh, Leeds oder London junge Leute in Bars und lassen sich von einer Palette von Geschmäckern überraschen, die in Deutschland nur schwer zu bekommen ist. Das macht Craftbeer nicht nur zur Alternative, sondern zum Rettungsanker für eine Bierkultur, die sonst droht, zwischen Massenproduktion und Innovationsfeindlichkeit zu verstauben oder sogar auszusterben.


Deutsches Bier im Stillstand | Wie Craftbeer weltweit neue Maßstäbe setzt

Dass gerade die Dose zum Symbol dieser Bewegung geworden ist, zeigt, wie weit der Abstand inzwischen ist. In Deutschland gilt die Dose immer noch als Billo-Behältnis für Billigbier, international ist sie längst State of the Art: Leicht, recyclebar, lichtdicht und eine Leinwand für mutiges Design. Beavertown hat es perfektioniert, Vocation macht es clever und BrewDog bringt es in die Breite. Währenddessen klebt auf deutschen Flaschen noch immer das gleiche biedere Etikettendesign, das kaum jemanden vom Hocker reißt. Es ist höchste Zeit, umzudenken: Bier darf nicht nur schmecken, es muss auch eine Geschichte erzählen, ein Statement sein, ein Erlebnis. Genau das haben uns die internationalen Craft-Brauer längst vorgemacht.


Und weißt du was, ich untermauere meinen Beitrag noch mit ein paar Zahlen. Denn ich bin der Meinung, dass dieses Kulturgut Bier bestehen bleiben muss, und zwar im Guten. Dabei schließe ich den Trend zu alkoholfreien Bieren in keinster Weise aus, denn Geschmack braucht nicht zwingend Alkohol. 

Harte Fakten zum deutschen Biermarkt 2025

  • Der Bierabsatz in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2025 auf 3,9 Milliarden Liter gefallen, das bedeutet ein Minus von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein historisches Rekordtief. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 lag der Absatz noch bei 8,3 Milliarden Litern.

  • Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt aktuell bei rund 92 Litern und ist damit so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

  • Über die Hälfte der bestehenden circa 1.450 Brauereien in Deutschland sind Mikro- oder Craft-Betriebe, doch ihr Marktanteil liegt bei weniger als 2 Prozent des Gesamtvolumens.

  • Der Unterschied bei der Produktionsmenge ist enorm: Während eine durchschnittliche Groß- oder Mittelbrauerei mehr als 50 Mal so viel produziert wie eine Mikrobrauerei, teilen sich letztere nur einen Bruchteil des Volumens, stellen aber die Mehrheit der Betriebe.

  • Der Rückgang 2025 umfasst allein im ersten Halbjahr mehr Bier, als alle deutschen Craft-Brauereien zusammen in einem Jahr erzeugen.

  • 2024 mussten 52 Brauereien schließen, der Strukturwandel ist also im vollen Gange.

  • Biere alkoholfrei oder Biermixgetränke wachsen gegen den Trend: Alkoholfreie Biere machen bis zu neun Prozent des Gesamtmarkts aus, jede zehnte konsumierte Flasche ist inzwischen schon ohne Alkohol.

  • Während in England, den USA oder Skandinavien moderne Craftbiere und mutige Dosen-Designs zum Standard geworden sind, ist die Dose in Deutschland noch immer eher die Ausnahme und meist in der Hand ambitionierter Nischenbrauer. 


Mit diesen Zahlen zeigt sich:

Die große Mehrheit des Marktes hält weiterhin an alten Rezepten, alten Gesetzen und traditionellen Formaten fest. Die Innovationskraft und Vielfalt, die Craftbeer und kreative kleine Brauereien mitbringen könnten, wird aktuell noch von Bürokratie, Markteintrittsbarrieren und fehlender Akzeptanz gebremst. Genau an dieser Schnittstelle entscheidet sich, was aus dem deutschen Bier wirklich wird:

Masse oder Klasse, Stillstand oder Aufbruch.

Wenn deutsche Brauereien überleben wollen, müssen sie den Massenmarkt nicht blind kopieren, sondern ihm bewusst etwas entgegensetzen. Craftbeer ist dabei kein kurzweiliger Trend, sondern die logische Weiterentwicklung einer Kultur, die Vielfalt, Qualität und Identität in den Mittelpunkt stellt. Und vielleicht muss man genau dafür endlich akzeptieren, dass ein Gesetz von 1516 nicht mehr die Maßstäbe für 2025 setzen darf. Ich persönlich bin hier in Deutschland genau aus diesen Gründen auch eher in britischen Pubs zu finden. Und wer sich am Begriff Craftbeer aufgerieben hat, dem darf ich noch mitteilen, dass die Szene bisher keinen besseren Namen für kreatives Brauen gefunden hat. Und Shice auf die Bezeichnung, aber jeder kann sich mittlerweile unter diesem Begriff etwas vorstellen. Es geht um kreativ gebrautes Bier mit Handwerkskunst. That´s all. 

Bier hat wirklich mehr verdient.
Wir als Konsumenten übrigens auch.

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Atomlabor ist der Blog von Jens Mahnke

Netzaktiv seit 1997. Blogger seit 2007.


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