Kendra Morris und ihr neues Album „Next": Wenn Musik zum Brettspiel wird
Ein altes Brettspiel aus dem Schrank holen und plötzlich ist man wieder Kind. Genau diese Magie hat Kendra Morris mit ihrem vierten Studioalbum „Next" eingefangen. Die eigensinnige Singer-Songwriterin aus Brooklyn lädt dich ein, in ihre DIY-Kaleidoskop-Welt einzutauchen, wo Soul auf Nostalgie trifft und jeder Würfelwurf eine neue musikalische Überraschung bereithält. Ein cleveres und schönes Konzept, finde ich.
Nach ihrem gefeierten Vorgänger „I Am What I'm Waiting For" aus dem Jahr 2023 zeigt sich Morris auf „Next" von einer anderen Seite. Während ihre früheren Werke oft mit üppigen Produktionen und cinematischem Schwung daherkamen, entscheidet sie sich diesmal für einen bewusst reduzierten Ansatz und hat damit meine Aufmerksamkeit erweckt. Das Album, das über Karma Chief Records erscheint, strippt die Schichten polierter Sounds ab und offenbart Morris in ihrer authentischsten Form. Es klingt rauer, natürlicher und nahbarer.
„Next" ist ein umgekehrtes Konzeptalbum, das Morris Charaktere mit einem Vintage-Brettspiel im Stil der besten Milton Bradley-Klassiker verbindet. Hier treffen das Brill Building und Warhols Factory aufeinander, während Blondie und die Frightnrs rocksteady Sounds erkunden.
Morris, die zwischen New York und Loveland, Ohio pendelt, hat das Album gemeinsam mit Leroi Conroy co-produziert. Die Aufnahmen entstanden sowohl in den Portage Studios in Loveland als auch in Morris Brooklyn-Apartment, eine Symmetrie, die sich durch den gesamten „Home Cooking"-Vibe des Albums zieht.
„Ich habe meine Demos genau hier an diesem Schreibtisch mit meiner Gitarre, Drum-Loops und meinem Casio-Keyboard geschrieben und aufgenommen."
Was „Next" besonders macht, ist Morris Entscheidung, erstmals selbst zur Gitarre zu greifen. Diese neue Facette ihres Könnens verleiht dem Album eine persönliche Note, die sich wie ein roter Faden durch die zehn Tracks zieht. Zusammen mit ihrer eingespielten Band, Gitarrist Supremo „Premo" Massiv, Bassist Monti Miramonti und Schlagzeuger Chauncey Yearwood, erschafft sie ein Sound-Universum, das gleichzeitig vertraut und überraschend neu klingt und mir wirklich sehr gut gefällt.
Das emotionale Herzstück von „Next" bildet „Dear Buddy", ein offener Brief an ihre Tochter. Während die älteren Alben von IMAX-artigen cinematischen Dimensionen geprägt waren, erkundet „Next" Morris Perspektive mit der kinetischen Energie einer 8mm-Kamera. Dabei kommt die dynamische, soulvolle Bandbreite ihrer Powerhouse-Stimme voll zur Geltung. Ich sags ja, es ist sehr nahbar geworden. Und dann klingt sie auf einmal wie Amy Winehouse und alles fühlt sich perfekt an.
Mit „Next" beweist Morris einmal mehr, warum sie zu den interessantesten Stimmen der zeitgenössischen Soul-Szene gehört. Die ersten Titel kannst du jetzt schon hören und ab dem 19. September 2025 gibt es dann das komplette Werk. Natürlich auch auf Vinyl und da kommt das „Game“-Cover richtig gut zur Geltung. Also, ich finde die Idee und Umsetzung wirklich super. Ihre Stimme ganz cool und die Mukke entspannt.
Merken wir uns mal, okay?!

