Manchmal schreibt das Leben die besten Geschichten – und manchmal findet man diese Geschichten auf dem Bürgersteig.
So geschehen vor wenigen Tagen am Wochenende, als ich morgens zur Hunderunde mit Bentley an einem Altelektrogerätecontainer vorbeikam. Der Container von einem Rechnergehäuse blockiert, lag inmitten von Elektroschrott und verregnetem Chaos etwas Vertrautes auf dem Gehweg: ein Commodore C64, flankiert von einem Floppy-Laufwerk. Der Zustand? Katastrophal. Regen, Dreck und die Spuren der Zeit hatten ihre Arbeit getan und das Regenwetter sein Übriges. Mein Herz blutete und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, diesen durchnässten Rechner noch retten zu können. Das Commodore 64 Markenlogo auf der Front löste sich schon durch den Regen und so beschloss ich zumindest das Emblem für meinen Nachbau, dem TheC64 mitzunehmen. Zumal ich für Netzteile, Kabel und Floppy keinen Platz unterm Arm hatte – wie gesagt, Hunderunde.Als ich zu Hause ankam, musste ich aber meiner Trauer in einem C64 Forum auf Facebook zumindest einen Eintrag verpassen und siehe da … ganz viele Retrofans posteten mir umgehend darunter, ich möge ihn mitnehmen, denn er wäre trotz Wasser zu retten. Ich klebte schon das Logo auf den TheC64 und dann ging ich in mich.
Der C64, liebevoll „Brotkasten“ genannt, ist ein absolutes Stück Technikgeschichte. Für viele meiner Generation war er der Einstieg in die digitale Welt, ein Tor zu pixeligen Abenteuern und ersten Programmiererfahrungen. Für mich war es seinerzeit der kleine Bruder, der C16. Und da lag er nun, verlassen und vergessen, bereit für seinen letzten Weg. Doch nicht mit mir! Ich schnappte mir das gute Stück, trug es nach Hause und begann eine kleine Rettungsmission:
Auseinanderbauen, reinigen, trocknen – und hoffen.
Im ersten Moment dachte ich noch, das gibt nix – die beiden Geräte waren wirklich voller Wasser. Zu Hause angekommen wischte ich erstmal den offensichtlichen Dreck, Blätter und Wasser auf der Oberfläche der Geräte weg. Schraubendreher her... aufgeschraubt und sorgsam auseinandergenommen. Platinen mit Küchentuch, Kaltluftfön und Q-Tips gereinigt. Isopropanol für die schwierigsten Stellen. Nach dem Trocknen sah alles wider erwartend durchaus sehr gut aus. Ich habe dann die Gehäuse noch mit Soda und Spülmittel geschrubbt und habe sogar am C64 teilweise die leichten Gilbspuren beseitigen können.
Nach Stunden akribischer Arbeit kam am nächsten Tag der Moment der Wahrheit: Strom an, Monitor angeschlossen – und siehe da, der C64 lebte! Die blaue BASIC-Oberfläche leuchtete mir entgegen, als wäre kein Tag vergangen. Es war ein magischer Moment, der mich direkt zurück in die 80er katapultierte.
Nach Stunden akribischer Arbeit kam am nächsten Tag der Moment der Wahrheit: Strom an, Monitor angeschlossen – und siehe da, der C64 lebte! Die blaue BASIC-Oberfläche leuchtete mir entgegen, als wäre kein Tag vergangen. Es war ein magischer Moment, der mich direkt zurück in die 80er katapultierte.
Doch warum ist dieser Retro-Computer so besonders?
Der Commodore C64 wurde 1982 vorgestellt und revolutionierte den Heimcomputer-Markt wie kein Gerät zuvor. Mit seinem 64-Kilobyte-Arbeitsspeicher (daher der Name), beeindruckenden Grafik- und Soundfähigkeiten sowie einem unschlagbaren Preis setzte er neue Maßstäbe. Er war halt nicht nur ein Werkzeug für Programmierer oder Technikbegeisterte – er brachte Computerspiele in die Wohnzimmer von Millionen Familien weltweit. Für viele war er der erste Kontakt mit digitaler Technologie, ein Gerät, das Kreativität förderte und gleichzeitig Spaß machte. Und mit meinem C16 im Kinderzimmer hatte ich ja schon ein wenig Erfahrung mit dem Brotkasten und traf mich nach der Schule gerne mit Freunden, die den C64 besaßen. Ich habe die C64 Phase damals latent übersprungen und mir direkt einen Amiga 500 zugelegt, gefolgt vom CDTV Anfang der 90er.Während ich jetzt meinen frisch restaurierten C64 bewundere, denke ich an die unzähligen Stunden zurück, die ich damals mit Spielen wie „Summer Games“ oder „The Last Ninja“ bei meinen Freunden verbracht habe. Aber auch an die ersten BASIC-Befehle, die ich eintippte – oft ohne zu wissen, was ich da eigentlich tat. Zumindest habe ich mich durch die Basic Kassetten vom C16 schon vorgebildet und konnte ein bisschen rudimentär Basic programmieren. In der Schule hatten wir dann später das Fach Informatik und dort waren die Schulcomputer tatsächlich alle Commodore 64. Der C64 war ein Erlebnis, ein Lehrer und manchmal auch eine kleine Rebellion gegen den elterlichen Fernseher. Er ist ein Stück Kindheit und für mich das perfekte Geschenk vom Nikolaus ;)
Dieser Fund hat mir einmal mehr gezeigt: Retro-Technik hat Seele. Sie erzählt Geschichten von einer Zeit, in der Computer noch mystisch waren und man Geduld brauchte – sei es beim Laden eines Spiels von der Datasette oder beim Debuggen eines selbstgeschriebenen Programms.
Und jetzt?
Jetzt wird dieser C64 einen Ehrenplatz bekommen – als Erinnerung daran, wie alles begann. Und zwar neben meinen alten C16, den ich auch wieder auf meinem Schreibtisch aufgebaut habe. Datasette und SD2IEC läuft ja netterweise auf beiden und das Floppy-Laufwerk (wo noch Diskette 3 von Winter Games drin war) muss noch ein IEC-Kabel erhalten.