Sooo schööööön......
Der Winter meldet sich schon an, aber wir befinden uns noch im Herbst und Herbst, ist Pilzzeit. Während die meisten von uns Pilze nur als kulinarische Delikatesse oder psychedelische Abenteurer kennen, hat die Designerin Julie Beeler aus Oregon etwas absolut Faszinierendes geschaffen:Den Mushroom Color Atlas – eine lebendige Studie über die verborgene Farbenpracht unserer fungi-freundlichen Waldbewohner.
Der Mushroom Color Atlas ist dabei kein gewöhnliches Nachschlagewerk, sondern ein sich stetig entwickelndes Projekt, das bereits 825 verschiedene Farbnuancen dokumentiert. Das Besondere: Jeder einzelne Farbton wurde durch präzise wissenschaftliche Methoden gewonnen. Die Pilze werden zunächst gesammelt, getrocknet und gemahlen, bevor sie in einem aufwendigen Färbeprozess ihre verborgenen Pigmente preisgeben, welche in den virtuellen Atlas Einzug nehmen. Der Färbeprozess selbst ist dabei eine Wissenschaft für sich: Naturfasern wie Wolle, Seide und Leinen werden mit verschiedenen Beizmitteln vorbehandelt, um optimale Farbergebnisse zu erzielen. Dabei spielt der pH-Wert eine entscheidende Rolle – durch gezielte Manipulation mit Essig oder Waschsoda entstehen völlig unterschiedliche Farbtöne aus dem gleichen Pilz.
Besonders spannend ist die Transformation der Pilzpigmente in Aquarellfarben. Die gewonnenen Farbstoffe werden mit Gummiarabikum gebunden und auf spezielles Baumwollpapier aufgetragen. Durch verschiedene Modifikatoren wie Alaun, Zitronensäure oder Eisensulfat entsteht eine noch breitere Farbpalette. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Sammlung von Erdtönen, leuchtenden Gelb- und Rotnuancen bis hin zu überraschenden Blau- und Violetttönen. Julie Beeler verbindet dabei traditionelles Handwerk mit moderner Wissenschaft und digitaler Präsentation – ein echter Game Changer für Designer, Künstler und Naturliebhaber.
Das Projekt wird durch ein neues Buch ergänzt, das nicht nur als Nachschlagewerk dient, sondern auch detaillierte Anleitungen zur Pilzbestimmung und Farbgewinnung enthält. Die wunderschönen botanischen Illustrationen von Yuli Gates machen es zusätzlich zu einem visuellen Genuss.
Merlin Sheldrake, Autor des Bestsellers „Entangled Life„, beschreibt das Werk treffend als „das Ergebnis jahrelanger kreativer Experimente“ und lobt Beeler als „meisterhafte Führerin durch das Spektrum der Pilzpigmente". Der Atlas ist dabei bewusst als wachsendes Projekt angelegt – genau wie die Pilze selbst breitet er sich aus und entwickelt sich weiter.
Also, wenn ihr durch den Wald streift, denkt daran:
In jedem unscheinbaren Pilz steckt möglicherweise ein ganzes Farbuniversum. Und wer weiß – vielleicht experimentiert ihr ja bald selbst mit der faszinierenden Kunst des Pilzfärbens. Die Natur hält jedenfalls noch viele spannende Geheimnisse für uns bereit.
So, jetzt aber rüber auf den Atlas, der wirklich wunderschön umgesetzt wurde.