Die Renaissance des iPod Classic
Aktuell, wo Streaming-Dienste wie Spotify und Apple Music die Musiklandschaft dominieren, feiert der iPod Classic 2024 ein überraschendes Comeback. Statt Retro-Relikt, ist er heute ein klares Statement: Fokus und Qualität inmitten endloser Optionen. Dieses kleine Stück Technik in der Hand – kühles Metall, das ikonische Klicken des Drehrads – vermittelt ein Gefühl, das kein Touchscreen dieser Welt nachahmen kann. Während fast alles um uns herum virtuell und flüchtig wird, bietet der iPod Classic eine greifbare, direkte Verbindung zu unserer Musik. So wie meine Plattensammlung, denn da besitzt du die Musik auf haptischen Tonträgern. Kein Netz, kein Spotify, keine Musik? Platte auflegen und hören. Adäquat der iPod, der im Keller meiner Eltern für mich bereitlag, nachdem wir ihn entrümpelt hatten. Der Akku wie neu, der Speicher 120 GB, die Festplatte noch brauchbar. Nein, dieses Relikt wird noch nicht umgebaut und gemodded – wobei das ohne Probleme und große Kosten möglich wäre – aber da warte ich noch auf den Akku-Tod. Lediglich Rockbox habe ich auf den iPod geflashed – benutze aber in der Tat eher das Original-OS.Es geht tiefer. Der begrenzte Speicher zwingt dich zwar irgendwann dazu, sorgfältiger auszuwählen. Wie bei einer Vinylsammlung ist jeder Song, jedes Album eine bewusste Entscheidung. Es hat Bedeutung, erzählt eine Geschichte. Ironischerweise schafft genau diese Begrenzung eine neue Art von Freiheit: Freiheit von endloser Auswahl, Freiheit, dich voll und ganz auf das zu konzentrieren, was du wirklich liebst. Du packst dir halt keinen Schrott auf die kleine Kiste.
Erinnerst du dich, wie es war, ein Album von vorn bis hinten durchzuhören?
Lange ist es her, oder? Der iPod Classic bringt diese Kunst zurück. Keine Unterbrechungen, keine Skip-Buttons, die dich herausreißen. Du tauchst in die Welt eines Künstlers ein, folgst dem Gedankenfluss von Track zu Track. Jedes Album wird wieder zu einer Reise, die du bewusst und ohne Ablenkung erlebst. Und ja, ein wenig neuzeitlich kann und darf man ja sein – so habe ich mir einen Bluetooth-Dongle für den 30-Pin-Konnektor gegönnt, um meine BT-Headphones mit dem iPod zu benutzen. Da unsere Welt, gefühlt immer lauter und schneller wird, wird der iPod Classic plötzlich zum Tool der Entschleunigung. Keine Benachrichtigungen, keine Ablenkungen, kein ständiges Wechseln zwischen Apps – nur du und deine Musik. Das Ding, das einst als modernstes Gadget galt, ist heute deine Oase der Ruhe, dein Gegenentwurf zur immer präsenten digitalen Reizüberflutung. Im Feierabend, zur Hunderunde, nehme ich mir also zusätzlich zum Smartphone (welches auf lautlos steht) meinen iPod mit und genieße die musikalisch ungestörte Entspannung. Nur im Notfall greife ich da zum Handy. Der soziale Aspekt:
Du ziehst deinen iPod aus der Tasche, und schon hast du den perfekten Gesprächsaufhänger. Es geht um Alben, die man gemeinsam gehört hat, Konzerte, die man nicht vergessen wird. Echte Gespräche über Musik und Kultur – fernab von Trending-Listen und Algorithmen. Denk an das Mixtape: Mit dem iPod Classic holst du diese Tradition in die Gegenwart. Du erstellst Playlists, die Geschichten erzählen, Gefühle wecken. Ein persönliches Geschenk, das verbindet. Es hat wirklich etwas Magisches. Hätte ich nicht gedacht. Der iPod ist eine Brücke zwischen der analogen Vergangenheit und unserer digitalen Gegenwart. Eine Erinnerung daran, dass Technologie uns dienen soll – nicht umgekehrt. Also, warum nicht? Hol deinen iPod aus der Schublade, lade die Soundtracks deines Lebens darauf und tauche ein in eine bewusste Hörerfahrung. Denn es geht nicht um Gigabytes oder Streamingzahlen – es geht um die Verbindung zur Musik, die uns berührt, inspiriert und durch die Zeit begleitet.
Das ist der (Mit)Grund, warum die alten Kisten gerade wieder so beliebt sind.