Das Millionenspiel: Eine visionäre Mediensatire aus Deutschland
Es gibt und gab einige Werke, die nicht nur Unterhaltung boten, sondern auch zum Nachdenken anregten. Eines dieser Werke ist »Das Millionenspiel«, ein Fernsehfilm aus dem Jahr 1970, der von Tom Toelle inszeniert und von Wolfgang Menge geschrieben wurde. Ja, klingt nach einer alten Kamelle, aber der Film hat es in sich und ist ein Meilenstein in der Deutschen TV Geschichte. Basierend auf der Kurzgeschichte »The Prize of Peril« von Robert Sheckley, gilt dieser Film nämlich als visionäre Mediensatire, die die Grenzen des kommerziellen Fernsehens und die Obsession mit Einschaltquoten thematisiert. Alle kaum noch ein Thema, zumal Generation Y & Z kaum noch lineares TV schauen, sondern nur noch streamen und daher betrachte diesen Beitrag auch als Aufforderung zum Streamen.Flucht vor den Kameras
Die Handlung von »Das Millionenspiel« ist ebenso einfach, wie fesselnd. In einer dystopischen Zukunft treten Kandidaten in einer sensationellen Fernsehshow an, in der sie eine Woche lang vor professionellen Killern fliehen müssen, während das gesamte Land gebannt zusieht. Der Hauptcharakter, Bernhard Lotz aus Leverkusen (Shoutout an die Meister), stellt sich als Kandidat dieser Herausforderung. Seine Flucht vor den Auftragskillern wird von Kameras aus verschiedenen Blickwinkeln verfolgt, was dem Publikum ein hautnahes Erlebnis bietet. Ein wenig wie Trash-TV »Big Brother«. Von Dächern, aus Autos und sogar aus Hubschraubern werden seine Bewegungen eingefangen, während er sich in einem mörderischen Autorennen behauptet und sogar ein Sportflugzeug landet, obwohl er zuvor nie eines geflogen ist. Das Ganze ist für 1970 schon echt großes Kino gewesen und ist netterweise auch gut gealtert.Die Erstausstrahlung von »Das Millionenspiel« löste eine Welle von Protesten aus und spaltete die Zuschauer. Die Inszenierung war so realistisch, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwammen. Besonders die Moderation von Dieter Thomas Heck trug dazu bei, dass die Illusion perfekt war, moderierte er doch damals die ZDF-Hitparade und war jedem Deutschen bekannt. Während einige Zuschauer begeistert waren und sich sogar tatsächlich als Kandidaten meldeten, empörten sich andere über die Darstellung von Gewalt und Menschenjagd als Unterhaltung. Die Frage nach den moralischen Grenzen des kommerziellen Fernsehens wurde laut gestellt und sorgte für hitzige Diskussionen.
Ein Rechtsstreit verzögert die Wiederaufführung
Trotz seines Erfolgs war die Ausstrahlung von »Das Millionenspiel« von rechtlichen Problemen überschattet. Ein Streit um die Rechte mit dem amerikanischen Autor Robert Sheckley, auf dessen Kurzgeschichte der Film basiert, verhinderte über 30 Jahre lang eine erneute Aufführung. Ich kam netterweise vor 20 Jahren schon in den Genuss mir eine Kopie ohne Sendelogo anfertigen lassen zu können, da ich einen Zugang zum WDR Archiv hatte. Die CD, mit dem Film drauf, müsste noch irgendwo auf dem Speicher liegen. Natürlich war es nicht in HD, aber das bekommst du jetzt. Denn nachdem die Rechtsstreitigkeiten beigelegt waren, konnte der Film wieder gezeigt werden, und sein Einfluss auf die Medienlandschaft wurde erneut deutlich. Meine Freunde von Arte waren dann die Ersten, die den Film wieder ins TV brachten und nun können wir ihn über die ARD Mediathek streamen.Nicht langweilig, sondern seiner Zeit meilenweit voraus.
»Das Millionenspiel« war seiner Zeit voraus und diente als Referenz für zahlreiche nachfolgende Filme und Shows, die ähnliche Themen aufgriffen. Die satirische Darstellung der Fernsehzukunft, die Vorhersage des Privatfernsehens und die kritische Auseinandersetzung mit der Medienkultur beeinflussten Werke wie »The Running Man« und andere dystopische Mediensatiren.»Das Millionenspiel« bleibt daher ein Meilenstein der deutschen Fernsehunterhaltung und ein kritisches Werk, das die Auswirkungen der Medien auf die Gesellschaft reflektiert. Und zudem erleben wir Dieter Hallervorden, den man damals eher als Spaßvogel kannte, als richtig harten Killer.
Das kulturelle Phänomen, das die Ethik des Fernsehens und die Verantwortung der Medien gegenüber der Gesellschaft thematisiert, gehört also zur Allgemeinbildung. Trotz seiner Kontroversen und rechtlichen Schwierigkeiten bleibt der Film ein wichtiges Werk, das die Macht der Medien und ihre potenziellen Gefahren aufzeigt. Seine innovative Inszenierung und provokative Auseinandersetzung mit der Fernsehkultur machen ihn zu einem unvergesslichen Teil der deutschen Fernsehgeschichte und zu einem Vorbild für spätere Generationen von Filmemachern und Kritikern. Und folgerichtig kann man es auch für den neuen Medienkonsum als Mahnung betrachten.
Wer also gerne mal in die Zeit zurückhüpfen möchte und ein ordentliches und damit meine ich auch wirklich ein ordentliches Werk Filmgeschichte sehen möchte, der schaut sich das Ding nun über die Mediathek an.
ardmediathek.de
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