Der alte Traum der Generation X: Walkman Reinvented
Spätestens seit Max in Stranger Things ihren Walkman einsetzte, war jedem klar, das Relikt der 80er ist wieder im Hier und Jetzt angekommen. Und ja, der Trend zur Kassette ist, seit ein paar Jahren, nicht mehr von der Hand zu weisen. Analoger Sound in einer digitalen Welt lässt bekanntlich auch die Plattenindustrie frohlocken und immer mehr Presswerke sind ausgelastet bis über das Limit. U. a. liegt es daran, dass große Künstler und Major-Label das schwarze Gold, die Schallplatte für ihre Kundschaft wiederentdeckten. Aber ich, ein Plattenliebhaber und Sammler, will heute über die gute alte Kassette schreiben und über das beliebte Abspielgerät, welches Sony „Walkman“ taufte. Mein erster Kassettenrekorder war, wie ich mich erinnern kann, ein Erbstück und ich liebte das Gerät, denn es ermöglichte mir aus dem Radio Musik aufzunehmen und über ein Mikrofon als Moderator zu agieren. Ich zeichnete allerlei Blödsinn auf, war Sportmoderator, Entertainer, Showmaster, Hörspielerfinder usw. Die Kassette, das Medium, mit dem man nicht nur wiedergeben konnte, sondern die Möglichkeit bekam selbst aufzuzeichnen. Heute eine Lappalie, damals eine Innovation. Zumal die Geräte keine großen Bandmaschinen waren, sondern kleine, handliche Rekorder. 
Dann, mit knapp 12 Jahren, wurde die Kompaktkassette zum Datenspeicher für meine Computer – Datasetten. Das Medium eine Tonbandkassette als Datenspeicher und der Abspieler ohne Lautsprecher, dafür mit Kabel zum Computer.
Mein erster richtiger Walkman von Sony, den habe ich auf einem Flohmarkt gekauft. Richtig aus Metall, sogar mit der Möglichkeit einen Akku zu benutzen. Davor waren es No-Name-Geräte, die mich unterwegs begleiteten und Batterien fraßen, wie Pacman seine Points.
Der Nachteil an einem Walkman war, wenn die Bänder ausleierten. Es gab Bandsalat und man musste das Band mit einem Bleistift wieder in die Kassettenbox aufrollen. Auch ganz beliebt, wenn man im ersten Auto ein Radio mit Kassettenschacht hatte und ein Lied immer in Dauerrotation hören wollte. Abnutzung pur und doch gehörte es dazu. Kassetten, es war eine Hassliebe. Die besten Hörspiele wurden mir mit diesem Medium ausgeliefert. Musik nahm ich aus dem Radio auf und hoffte, der Moderator ließ den Song ausspielen und quatsche nicht herein. Mixtapes für die ersten Freundinnen, HipHop Mixtapes mit Promos von jungen aufstrebenden Künstlern, dafür war die gute alte Kassette da.
Dann wurde sie von der CD verdrängt. Ein wirkliches Shicemedium, welches aber auch wieder an Zuwachs erfährt. Man hat es benutzt, konnte es auch später kopieren und selbst CDs arrangieren, aber der Klang war anders und schön, nein, schön waren CDs in meinen Augen nie. Silberglänzende digitale Tonträger, seelenloser als so mancher Stream. Aber leider auch haltbarer und zuverlässiger als die Kassette.
Viele meiner Tapes von damals sind mittlerweile entmagnetisiert, rauschen, leiern, sind einfach nicht mehr hörbar. Und ja, ich habe sie sicher auch nie perfekt gelagert. Aber einige Perlen findet man noch darunter. Und genau da möchte ich wirklich wieder ein Tapedeck oder einen Walkman haben. Reminiszenz? Auf jeden Fall. Aber auch getrieben von einer gewissen Ästhetik der Vergangenheit und der Zukunft.
Mittlerweile gibt es auch wieder interessante Abspieler, Player, Walkmans.
Ein sehr interessantes Projekt wurde 2020 in Frankreich (Paris) von Romain Boudruche auf Kickstarter gelauncht: Es nennt sich WE ARE REWIND -The Cassette Player Reinvented.
Wie der Name es verrät, hat sich Romain Gedanken darüber gemacht, wie man das gute alte Gerät, welches Kids der 80er und 90er noch mit sich trugen, in die Jetztzeit holen könnte. Wie beim Sound Burger (für Vinyl), wurde dem Gerät Bluetooth und ein ordentlicher Akku spendiert - convenient as fuq und ein Traum für meine Generation X. Ich will nicht wissen, wie viele Batterien ich entsorgt habe, nur um mobil Musik hören zu können. Und ja, da hat man sich darüber noch wenig Gedanken gemacht - Asche auf mein Haupt. Das Projekt des Franzosen zündete und wurde gebacken. Mittlerweile gibt es einen Onlineshop und man kann die Geräte regulär kaufen.
Aus Frankreich kommt also jetzt der neu erfundene Walkman.
Das Aluminiumgehäuse hat einen modernen Look, die Qualität der technischen Ausführung sorgt für optimalen Hörgenuss. Aufgebaut aus Aluminium, kann man wahlweise mit Kopfhörern oder Lautsprechern über Bluetooth seine Musik genießen. Und was soll ich sagen, seit 2012 steigt der Verkauf von Kassetten wieder (gerade im Bereich, Lo-Fi Music, Vapor-Beats, HipHop und Indie).
Drei Farben hat sich Boudruche für seinen "WE ARE REWIND" Player ausgedacht und umgesetzt: Keith, Kurt und Serge (Grau, Blau bzw. Orange). Das kleine Techstartup hat also wirklich ein feines Gerät zu einem adäquaten Preis von 149,- € umgesetzt, welches Kompaktkassetten bis zu 12 Stundenlang abspielen kann und darüber hinaus noch eine eingebaute Aufnahmefunktion bietet. Tja, welcome back.
Hier sind nochmal alle Daten auf einen Blick.
Kompatibel mit kompakten Audiokassetten, alle Typen I bis IV
Wiedergabe:
2-Spur-Stereo-Wiedergabe
Frequenzgang: 30Hz - 12500Hz, mit Kassette Typ I
Signal-Rausch-Verhältnis: 50dB
Verzerrung: 0,3 % typ.
Wow & Flutter: 0,2 % Typ.
Ausgangsleistung Kopfhörer: 2×2mW an 32 Ohm
Bluetooth 5.1 (Kopfhörer und Lautsprecher kompatibel)
Aufnahme:
Stereoaufnahme über 3,5 mm RCA-Buchse
Eingangspegel: 50mVrms bis 200mVrms typ.
Frequenzgang: 30Hz - 10000Hz mit Typ I Kassette
Signal-Rausch-Verhältnis: 45dB
Verzerrung: 1 % Typ.
Stromquelle:
Eingebaute wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterie:
Nennspannung 3,7V
Nennkapazität 2000mAh
Abspieldauer der Batterie: ca. 10 bis 12 Stunden
Abmessungen: 140,8 × 88,8 × 33,5 mm
Gewicht: ca. 404 g
Ich feiere dieses Produkt ja wirklich und überlege, ob ich mir so einen Walkman auch irgendwann gönnen sollte. Ich schätze, wenn ihr, wie ich, noch alte Kassetten habt und eure Erinnerungen für immer bewahren möchtet, dann sollten wir wohl unbedingt "We Are Rewind" ausprobieren.
FunFact: Die Original-Kompaktkassette wurde in den frühen 1960er Jahren von Philips entwickelt. Und wird gerade wieder richtig en vogue. Man wäre also voll im Trend. Lediglich die billigen Kopfhörer, mit dem orangefarbenen On-Ear-Schaumstoff, muss man sich noch besorgen.
wearerewind.com
Foto 1, 3, 4, 5 & 6 © wearerewind | Presse
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