England, Yorkshire 2022
Ich habe noch gar nicht über meinen Sommerurlaub geschrieben und das hole ich jetzt nach.Wir waren endlich wieder in England. Genauer im Norden von England, in der Grafschaft Yorkshire. Ein kleines Örtchen, bestehend aus einer High Street und ein paar Nebenstraßen, aber ein Ort der Superlative, war unser Ausgangspunkt für Wanderungen in den Yorkshire Dales und Städtetrips. Im Herzen der Nidderdales liegt Pateley Bridge, gekürt mit der schönsten Dorfstraße Englands, dem ältesten Süßwarenladen Englands (gar der Welt) und vielen Wanderrouten, welche als Ausgangspunkt diesen kleinen Ort haben.
Die Anreise mit Auto und Fähre.
Wir sind wieder mit dem Auto unterwegs gewesen. Von Wuppertal nach Rotterdam (knappe 3 Stunden Fahrt) und von dort mit der Übernachtfähre (12h Stunden) nach Hull. Von Kingston Upon Hull bis Patley Bridge (Harrogate) sind es knapp unter 2 Stunden über die M62 und A1(M). Patley Bridge liegt über Leeds, einer Großstadt in Nordengland, mit einem ordentlichen Fußballverein. Ganz nebenbei kommt ein Großteil der Familie meiner Frau dort her. Eins unserer Ziele in diesem Urlaub war es dann natürlich, die Großtanten zu besuchen.Unser Hund, Bentley, kam auch mit. Er musste vor Fahrtantritt noch zur Tierärztin, um sich seine Bandwurmbehandlung (1-5 Tage vor Einreise) und natürlich Tollwutimpfung abzuholen. Der EU-Heimtierausweis ist auch sinnvoll, auch wenn England nach dem Brexit nicht mehr Teil der EU ist. Aber in diesem Ausweis ist natürlich die Chipnummer eingetragen und den muss man bei Fährantritt an der Grenze auslesen lassen. Bentley kam über Nacht in einem Zwinger unter, was ihn nicht wirklich sonderlich störte. Die anderen Hunde waren auch auf der Hinfahrt ganz verträglich und ruhig. Bevor wir also in Rotterdam aufs Schiff fuhren, machten wir noch einen großen Boxenstopp in der Nähe des Hafens und eine ausgedehnte Hunde- und Spielrunde.
Hund muss mit.
Wenn man in Rotterdam mit Hund auf die Fähre will, muss man zuerst am Terminal wie ein Fußpassagier einchecken, dort wird auch der Heimtierausweis kontrolliert. Man bekommt dann ein Carpass, welcher am Innenspiegel befestigt wird und muss nach der Grenzkontrolle, vorm Boarding, das Warnblinklicht einschalten, um den Einweisern zu signalisieren, dass ein Hund an Board ist. So wird man wie ein VIP behandelt und kann umgehend auf die Fähre fahren und wird schnell am Eingang zum Parken eingewiesen. Denn unmittelbar hinter den Parkplätzen befindet sich der Hundetrakt an Board. Man bringt den Hund in den zugewiesenen Zwinger, Personal für die Hunde ist vorhanden. Das Tier bekommt natürlich einen Wassernapf und man kann eine eigene Decke oder ein Körbchen im Zwinger unterbringen. Damit die Tiere keine Magenprobleme auf dem Schiff bekommen, sollte man sie abends nicht unbedingt füttern. Alles nicht so richtig cool, aber Bentley hat damit wenig Probleme. Auf unsere Kabine konnten wir ihn halt nicht mitnehmen und abgesehen davon schnarcht er mir auch zu laut.An Board ist natürlich eine Menge los. Shopping, Essen und Unterhaltung. Die Kabinen sind großzügig und mit Bad inkl. Dusche ausgestattet - es ist ja quasi ein Hotel auf dem Wasser.
Morgens der Weckruf der Crew über Lautsprecher, Frühstück und ab zum Auto.
Morgens der Weckruf der Crew über Lautsprecher, Frühstück und ab zum Auto.
Alles links.
Schnell waren wir mit unserer VIP-Position wieder von Board und stürzten uns in den Linksverkehr. Alles kein Problem, wenn man es schon kennt. Wer im Süden über Dover die „andere Seite“ zum ersten Mal erlebt, der wird auch die ersten paar Kilometer noch auf die „richtige Seite“ hingewiesen. Im Norden geht man davon aus, die Leute wissen, was sie tun. Ich mag Linksverkehr. Lediglich in Kurven sollte man, gerade auf den engen Landstraßen, einen passablen Beifahrer am Start haben, der auch die Straße überblickt und vor Fahrradfahrern warnt, da man sie wirklich als Linkslenker sehr spät entdeckt.Landstraßen sind 60 mph, also 96 km/h schon recht flott, wenn man bedenkt, wie eng sie oft sind und was für Hügel (Blind Spot) auf einen warten. Locals fahren auch dementsprechend schnell und überholen auch gerne. Vertraute Strecken nimmt man nach einer Zeit natürlich genauso flott wie die beheimateten Fahrer. Da sind die Autobahnen doch entspannter, denn mit 112 km/h ist man ja eher gemächlich unterwegs und die Straßen sind durchaus gut ausgebaut.
Ankunft in Patley Bridge.
Ja hallo, unsere Unterkunft wird erst gegen 16h frei und wir sind schon gegen 10h im Örtchen eingetroffen. Nun, zumindest unser Gepäck konnten wir schon im Cobbler House unterbringen. Also ab in den nahegelegenen Park, mit Spielplatz, Fußballtore und Bänken, direkt neben dem Nidds, dem Fluss der sich durch das Tal schlängelt. Die Region ist übrigens seit 1994 eine Area of Outstanding Natural Beauty (AONB), also ein Landschaftsschutzgebiet.
Hier findet man etliche Footpaths, welche durch Felder, Wälder und Höfe führen. Alles darf erwandert werden und natürlich gibt es dafür die bekannten Regeln; nimm deinen Müll mit und lass ihn nicht liegen - Hunde gehören an die Leine, wenn es vorgeschrieben wird, Gatter müssen nach dem Öffnen auch wieder geschlossen werden. Mit den einfachen Regeln des Respekts vor Natur und Privateigentum darf man sich auf diesen Pfaden bewegen.
Ein bisschen, aber nur eine halbe Stunde früher, konnten wir unser Domizil beziehen. Das Haus war ganz ordentlich ausgestattet, direkt in einem Innenhof mit verschiedenen Läden angrenzend. Kurz die Klamotten ausgepackt und ab zum Einkaufen. Ein Spar-Markt war direkt nebenan und ein größerer Supermarkt an der Tankstelle am Ende der Straße. Die High Street bietet von Fish & Chips, Pizza, Pubs und Metzger auch eine Chocolate Company, wo wir uns eine heiße Schokolade gönnten - denn am Anreisetag war es doch recht frisch. Netterweise war der Shop vom Sohn unseres Vermieters ^^.
Das Wetter.
Regen? Kalt? Nebel?
Sicher im Frühjahr, aber nicht im Sommer. In Nordengland ist ein Wetter vergleichbar mit dem Ruhrgebiet. Naja, vielleicht doch ein wenig kälter. Aber wir hatten Temperaturen von 20 bis 27°C. Okay, am ersten Tag hatten wir vormittags noch um die 15°C - was nicht bedeutet, die Locals würden sich dann eine Jacke anziehen oder einen Sweater. Da läuft man auch in T-Shirt und kurzer Hose rum. Ich habe mir einen Fleecepulli übergeworden.
Im Umkehrschluss sind 27°C dort oben schon richtig hot und wir haben Bentley im Haus und uns ins Kino verfrachtet. Minions quasi als Privatvorführung, mit gutem Sound, Popcorn und vollklimatisiert im Curzon Ripon.
Wandern uns so.
Wie schon erwähnt, findet man genug Routen und es macht Spaß dort zu wandern. Menschen trifft man auf dem Weg kaum, denn wenn wir in NRW Sommerferien haben, hat man in England noch keine Ferien. Also Sandwichs und Trinkflaschen eingepackt, auch für den Hund, Rucksack auf und los. Eine der schönsten Wanderungen war in Richtung Brimham Rocks und zurück.Die Rocks sind eine fantastische Sandsteinformation. Felsen die wie aus Fred Feuersteins Bedrock City entstammen könnten. Ein 183,9 Hektar großes biologisches Gebiet von besonderem wissenschaftlichem Interesse. Netterweise darf man auf die Felsen klettern und so machten wir eine Mittagspause auf einem der großen „Steine“. Drumherum Farn, Heidekraut, Blaubeeren, eine typische Moorlandschaft des Brimham Moors eben. Idyllisch. Von den zu erkletternden Felsformationen kann man weit über das Nidderdale gucken. Auf unserem Rückweg konnte Bentley, trotz vieler Trinkpausen einfach nicht mehr und so hat Janice ihn kurzerhand in den Rucksack verfrachtet.
Der nächste Tag war daher ein ruhiger Entspannungstag für ihn im Haus und für uns ein Ausflug nach Leeds zu den Tanten. Conny wurde in diesem Jahr 101 und hat uns stolz den Geburtstagsgruß der Queen gezeigt. Mit 105 bekommt man nochmal einen persönlichen Gruß der Königin, aber Constance lachte und meinte nur trocken „wenn sie dann noch lebt“. Ich mag diesen britischen Humor. Zum Abschied machten wir noch ein schönes Familienfoto und ich rief nur „Smile“ in die Runde, worauf Conny Frank Sinatras „When You're Smiling“ in Perfektion zum Besten gab - mit 101 so fit zu sein, also geistig wie körperlich, ist der Hammer. Ich hoffe, sie bleibt uns noch ein paar Jahre erhalten.
Ab in die großen Städte.
Nach dem ausgedehnten Besuch und einem Lunch fuhren wir noch in die City von Leeds und stellten fest, es war mal wieder zu spät. Ab 17h Ortszeit werden die Bürgersteige hochgeklappt. Dabei wollen meine Jungs noch in den Leeds United Fanshop. Naja, beim nächsten Mal halt.Der nächste und immer wieder beliebte Städtetrip führte uns nach York.
Immer wieder ein Besuch wert, eine wirklich wunderschöne Stadt. Parken sollte man übrigens besser außerhalb, auf den Park & Ride Parkplätzen. Busse fahren für kleines Geld zur Stadtmauer und der Wagen steht dort gut und sicher.
In York sollte man auf jeden Fall auf die Stadtmauer gehen und dort ein wenig um die City wandern. York Minster gehört natürlich auch immer dazu und The Shambles. Es würde sich auch mal lohnen, direkt in York zu übernachten, da es dort genug Craft Beer Pubs gibt.
Ein bisschen Hangry vom Entdecken der Stadt, erfreute ich mich über ein Scone und eine Tasse Kaffee. Wir besuchten das Railway Museum, wo man alle erdenklichen Eisenbahnen kostenlos (Spenden willkommen) bewundern kann. Die Kids waren natürlich begeistert.
Was wir sonst so machten.
- Wir besuchten die Stump Cross Caverns. Eine feine Tropfsteinhöhle.
- Wir besuchten den Druids Temple. Eine Steinkreis-Attrappe aus dem 19. Jahrhundert. Der Druidentempel wurde gebaut, um die örtliche Arbeitslosigkeit zu lindern und William Danby, einem wohlhabenden Landbesitzer jener Zeit, die Möglichkeit zu geben, Arbeitern einen Schilling pro Tag für ihre Arbeit zu zahlen. Obwohl er weniger als 200 Jahre alt ist, ist er dennoch ein stimmungsvoller und faszinierender Ort. Und natürlich ranken sich nun trotzdem Mythen um diesen Fakeort, der auch irgendwie recht cool war.
- Wir sahen viele Oldtimer.
- Wir tranken leckeres Craft Beer
- Wir aßen seit langer Zeit mal wieder Fisch in Form von Fish & Chips (eine Ausnahme, da wir seit 2 Jahren vegetarisch unterwegs sind). Aber diese Tradition konnten wir unmöglich brechen.
- Wir wanderten durch den wunderschönen königlichen Studley Park mit Damwild bei Fountains Abbey und begaben uns noch ins Seven Bridges Valley.
- Wir wanderten zu einer alten verlassenden Bleimine.
- Wir besichtigten "The Coldstones Cut", eine Skulptur neben einem aktiven Steinbruch, mit Weitsicht über die Region.
Und schon waren 14 Tage um und wir traten den Rückweg zur Fähre an.
Kleiner Tipp: Die Pizza auf der Fähre ist wirklich richtig lecker.
Kleiner Tipp: Die Pizza auf der Fähre ist wirklich richtig lecker.
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