Eine Geschichte aus der Parallelwelt der beliebtesten Roboter aller Zeiten oder 'Everything is a Remix'.
Alles begann im Mai 2018. Der ukrainische DJ und Produzent Vlad Fisun half bei der Organisation des Burning Man Precompression Events mit, wo auch er für ein Set in einer rekonstruierten sowjetischen Mine, vor den Toren Kiews gebucht wurde. Sein DJ-Kollege Vladimir Sivash war verhindert, so dass er am Ende mit einem "Freiwilligen" auftrat. Doch ganz anders als eigentlich geplant.Die ukrainische Daft Punk Performance namens Taft Plunk.
Wir haben nach ein paar Requisiten gesucht und einen Kerl aus einer kleinen Stadt in der Ukraine gefunden, der diese beiden Daft-Punk-Helm-Repliken gemacht hat. Dann haben wir bei der Veranstaltung zwei Jungs, die so tun, als wären sie unsere Sicherheitleute, engagiert und haben alle Lichter ausgemacht, bevor wir auf die Bühne gingen. Daraufhin wurde ein von Daft Punk-inspiriertes Set gespielt. Alle waren ziemlich überrascht, wie.... und woher kamen diese Daft-Punk-Typen?, so Vlad gegenüber MixMag.Natürlich hat Vlad diese Erfahrung total genossen, einfach mal in die Haut, in das Kostüm, einer anderern Band bzw. Berühmtheit zu schlüpfen und zu sehen wie die Masse darauf reagiert. Die positive Reaktion blieb nicht aus und die Menge schien die Beiden zu feiern.
Er beschloss, auch in den Straßen von Kiev als Daft Punk in Erscheinung zu treten - was schon fast ein Social-Experiment war. Natürlich ging es nie darum ein Plagiat zu sein, sondern nur wie in einem Rollenspiel mal die Person zu wechseln. Einmal Famous als Hommage an das französische Super-Duo.
Obgleich Vlad, als auch Vladimir, schon seit über 20 Jahren als DJs und Produzenten arbeiten, als Zeitschriftenredakteure in Russland und der Ukraine tätig sind und einen gewissen Grad der Bekanntheit in der Heimat erreichten, war das mal eine andere, eine besondere Erfahrung. Sie nutzten ihre Kontakte zur Industrie, um ein Team aufzubauen, das ihre neue "Taft Plunk"-Idee auf den Straßen ihrer Heimatstadt zum Leben erweckte.
Optik Daft, Intention:
Wir fragten uns, was Daft Punk machen würde, wenn sie es nie geschafft hätten berühmt zu werden?
Ein schönes Gedankenspiel, was wäre wenn ist eigentlich immer interessant und noch besser, wenn man es einfach mal ausprobiert.Das Duo rief also ihre Foto- und Filmemacherfreundin Olga Babych an, sie möge doch bitte Schnappschüsse von ihnen machen, die sie in ihrem Alltag in den Roboter-Kostümen rund um Kiew zeige. Zwei analoge Herren in der Hauptstadt der Ukraine. Sie saßen also in der U-Bahn, gingen in lokale Pubs und besuchten ihre Lieblingsplattenläden. Natürlich alles in Vintage-Anzügen und den Daft Punk Helmen auf.
Witzig jedoch und konträr dem was Vlad sich vorstellte, die Leute reagierten so als sei alles ganz normal. Als wäre es absolut normal, wenn die bekannten Roboter der Welt, einfach so in der U-Bahn fahren oder an Szeneplätzen entlang laufen. Kein Aufsehen wurde um sie gemacht, keine Autogramwünsch oder dergleichen. Ich kann mir das kaum vorstellen, ich schätze wenn man z.B. durch Berlin laufen würde, würde man sicher kaum zwei Meter weit kommen. Abgefahren, oder? Vielleicht fehlt aber der direkte Kontext und wenn man die Beiden zusammen mit Musik erleben würde, wäre es anders. Hier ging es ja eher um den Fotoshoot als erstes Projekt nach dem DJ-Set.
Ein alternatives Roboter-Universum.
Sie verbrachten also den ganzen Sommer über schwitzend in ihren Daft-Punk-Helmen, Vlad begrüßte die Passanten mit LED-Meldungen auf seinem Helm, die per Fernbedienung aktiviert wurden. Die Fotos die dabei entstanden haben genau das Flair was wir uns von unseren französischen Musikhelden erwarten, nur im Osten Europas und nicht von ihnen.It would be really great if Daft Punk would come to Kiev one day. They’ve never played here before. In fact, they haven’t been to many Eastern European cities at all. Unfortunately it’s nearly impossible to see them these days – so we created our own Daft Punk performance here in Kiev.
Nach der Fotoaufnahme fragten sie sich, was sie mit den Bildern machen sollten. "Wir hätten die Bilder einfach auf Facebook platzieren können, aber wir wollten ihnen eine gewisse Bedeutung beimessen", sagt Vlad. Also beschlossen sie, einen Mix zu kreieren, um die französischen Hauswurzeln von Daft Punk zu ehren und kontaktierten Mixmag.
Als große Fans des French-House, des Daft Punk Tunes, haben sie sich gefragt, wie Daft Punk wohl klingen würde, wenn sie heute noch Underground-Musik spielen würden?
Das Ergebnis ist ein nostalgischer, Post-Disco -Upbeat-Mix, gemixed mit pre-‘Homework’ Studio Aufnahmen, sowie Tracks von Étienne de Crécy, Motorbass und Benjamin Diamond.
Mit anderen Worten, genau das Ding was man sich auch heute gut geben kann. Zeitlose Sounds mit einem nostalgischen Hintergrund.
A Mix dedicated to early Daft Punk and French-Touch Scene
Tracklist:
Minos Pour Main Basse (Sur La Ville) – ‘Tout Doit Disparaître’
I:Cube – ‘Disco Cubizm’ (Daft Punk Remix)
Paul Johnson – ‘Hear The Music’
Benjamin Diamond – ‘Little Scare’ (Todd Edwards Vocal Mix)
Pimpie Jackson – ‘One More Day’
Cassius – ‘Feeling For You’ (Les Rythmes Digitales Dreamix)
Workidz – ‘Give Your Love’
Alan Braxe & Fred Falke – ‘Intro’ (Original Club Mix)
Motorbass – ‘Bad Vibes’
Ian Pooley – ‘Chord Memory’ (Daft Punk Remix)
Les Rhythmes Digitales – ‘Brothers’
Kojak – ‘You Can't Stop It’
Sinema – ‘4G Man’
Mr. Oizo – ‘Flat Beat’ (Aaron Snapes Rework)
Etienne De Crecy – ‘Luck’
MSTRKRFT – ‘World Peace’
Soulwax – ‘Essential Ten’
Free Download
Ein Paralleluniversum im Osten.
So wurde aus einer Schnapsidee, eine echt witzige Story, mit tollem Output, den wir uns hier geben können. Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob Daft Punk nicht vielleicht doch mal im Original in Kiew auftaucht. Das wäre sicher das absolute Highlight, nicht nur für Vlad und Vladimir. Also ich feiere so eine Idee ja hart. Natürlich ist es nur ein Plagiat, aber darüber hinaus ist aus der Idee ein neues grandioses Projekt der Remix-Kultur entstanden.Sich mit fremden Feder zu schmücken, kann also doch ab und an was befruchtendes in sich bergen. In diesem Fall ist es eine osteuropäische Hommage an die französische Formation der French-House-Musik, an Daft Punk, mit dem Gedankenspiel der Parallelwelt und als Output ein Underground-Mix.
via mixmag
Veröffentlichung hier auf Atomlabor mit freundlicher Genehmigung von Vlad Fisun.
Fotos © Olga Babych mit freundlicher Genehmigung über Vlad Fisun.