Gelegentlich komme ich in die Verlegenheit und werde nach Tipps zur Fotografie gefragt.
Würdest du mich Fragen, wäre einer meiner wichtigsten Ratschläge: „Verzichte auf sämtliche Fotozeitschriften. Wenn du Fachliteratur lesen möchtest, dann recherchiere, was dir den Mehrwert bringt, den du dir wünscht.“
Viel wichtiger erscheint mir ein gutes Netzwerk aus Gleichgesinnten unterschiedlichster Entwicklungsstufen. Das ermöglicht ein gutes Miteinander und alle können von einander lernen. Darum geht es jetzt aber nicht.
Als ich aus meinem Netzwerk die Info erhielt, dass jemand „von uns“ an einem Buch arbeitet, hat mich das gefreut und war schon auf den bald erscheinenden Bildband gespannt. Nachdem ich erfuhr worum es wirklich ging, habe ich erstmal die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Bisher habe ich nur ein paar wenige Bücher gesehen, die von klassischen Sachbuch-Verlagen verlegt wurden, die interessant sind und einen Mehrwert bieten.
Meine Neugier war geweckt und wie es der Zufall will, erhielt ich die Frage, ob ich das Buch lesen und etwas darüber schreiben möchte. Ich willigte ein.
Als ich aus meinem Netzwerk die Info erhielt, dass jemand „von uns“ an einem Buch arbeitet, hat mich das gefreut und war schon auf den bald erscheinenden Bildband gespannt. Nachdem ich erfuhr worum es wirklich ging, habe ich erstmal die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Bisher habe ich nur ein paar wenige Bücher gesehen, die von klassischen Sachbuch-Verlagen verlegt wurden, die interessant sind und einen Mehrwert bieten.
Meine Neugier war geweckt und wie es der Zufall will, erhielt ich die Frage, ob ich das Buch lesen und etwas darüber schreiben möchte. Ich willigte ein.
Mein Plan: Ich lese es mit genau den Vorurteilen wie ich es getan hätte, wenn niemand mitgewirkt hätte, den ich kenne.
Fachbuch mit Mehrwert, für manche aber erst auf den zweiten Blick
Los gehts:
Die Neuerscheinung des Rheinwerk Verlags titelt mit „Das authentische Porträt“.
Auf 303 mehrheitlich bebilderten Seiten zeigen und beschreiben insgesamt neun FotografInnen ihr Schaffen. Das AutorInnenkollektiv besteht aus den FotografInnen: Felix Brokbals, Michael Färber, Moritz Fuchs, Sabrina Guthier, Marina Kloess, Corwin von Kuhwede, Ute Mans, Anton Rothmund und Ronald D. Vogel.
Bevor ich ins Detail gehe, eine Anmerkung:
Wenn du dir Fotos ansiehst und beim Betrachten von Porträts gelegentlich Gedanken ausstößt wie: „Der Kopf ist angeschnitten, das geht gar nicht!“ oder gar, „Das ist aber mittig komponiert“, solltest du dich direkt wieder in dein Fotoforum trollen. Denn dieses Buch befasst sich nicht mit der Einhaltung von Regeln, sondern damit, wie man Porträtfotografie umsetzen, interpretieren und gängige Regeln brechen kann.Genug geschwafelt, los gehts:
Eingangs gibt jede Fotografin und jeder Fotograf sein bzw. ihr Statement zum Thema „Authentizität“ ab. Schön ist, dass es jeder anders sieht. Ich konnte mich an einigen Ansichten reiben, anderen stimmte ich zu oder konnte mich darin wiederfinden. So wie jeder seine / ihre eigenen Ansichten hat, so unterschiedlich ist die Herangehensweise. Naja, wobei… dazu aber später mehr.Was soll ich sagen? Ich war positiv überrascht.
Hätte ich ein solches Buch bereits Jahre früher in den Händen gehalten, wäre ich vermutlich schneller auf dem dafür notwendigen mentalen Level gewesen. Denn - auch wenn nicht alle, die sich für Fotografie interessieren, gleich sind - eines eint die Meisten: FotografInnen durchlaufen diverse Entwicklungsstadien. Diese sind Abhängig von Geschmack, Talent, Neidaffinität, Intellekt, technischem Interesse und dem „künstlerischen“ Umfeld mit dem man sich umgibt.
Die Einen starten direkt durch und sind einfach da. Diese FotografInnen wachsen schnell über sich hinaus und sprudeln nur so vor Kreativität. Andere brauchen dafür etwas länger, durchlaufen einige oder alle Stadien und kommen irgendwann an diesen speziellen Punkt, wenn der Kopf nach neuem Input lechzt.
Die Einen starten direkt durch und sind einfach da. Diese FotografInnen wachsen schnell über sich hinaus und sprudeln nur so vor Kreativität. Andere brauchen dafür etwas länger, durchlaufen einige oder alle Stadien und kommen irgendwann an diesen speziellen Punkt, wenn der Kopf nach neuem Input lechzt.
Manche bleiben einfach hängen
Wieder Andere bleiben einfach hängen – nicht selten in einer Neidnummer – und schaffen es nicht, sich einfach auf das Wesentliche zu konzentrieren oder über den Tellerrand hinaus zu blicken.
Das Konzept von „Das authentische Porträt“ ist einfach und gibt dir, als interessierten Leser / interessierter Leserin einiges mit auf den Weg:
Wie ist das Foto entstanden?
Was ist die Story zum Bild?! Wie war das Setup an der Location? Woher kommen die Modelle? Auf was wurde geachtet? Wie kann man sich verbessern? Wie waren die Einstellungen? In kurzen Geschichten, ohne großes technisches Geplänkel erfährst du, was beim Porträt-Shooting passierte. Es gibt prägnante Hinweise darauf, auf was der / die FotografIn geachtet hat. Manchmal erschien es mir, als ob das eine oder andere Detail deshalb zur Sprache kam, weil die erforderliche Wörterzahl für die Seite noch nicht erreicht wurde. Dennoch waren diese Hinweise nicht unnütz.
Das Konzept von „Das authentische Porträt“ ist einfach und gibt dir, als interessierten Leser / interessierter Leserin einiges mit auf den Weg:
Wie ist das Foto entstanden?
Was ist die Story zum Bild?! Wie war das Setup an der Location? Woher kommen die Modelle? Auf was wurde geachtet? Wie kann man sich verbessern? Wie waren die Einstellungen? In kurzen Geschichten, ohne großes technisches Geplänkel erfährst du, was beim Porträt-Shooting passierte. Es gibt prägnante Hinweise darauf, auf was der / die FotografIn geachtet hat. Manchmal erschien es mir, als ob das eine oder andere Detail deshalb zur Sprache kam, weil die erforderliche Wörterzahl für die Seite noch nicht erreicht wurde. Dennoch waren diese Hinweise nicht unnütz.
Kein technisches Geschwafel
Du erfährst woher die Porträtieren stammen, wie das mit den Klamotten oder mit dem Setting an der Location lief. Oft ist es erstaunlich einfach…
Wenn du halbwegs in der Lage bist, zwischen den Zeilen zu lesen, wirst du Informationen erhalten für die andere einige hundert Euro in Workshops investieren. Damit komme ich zum Eingangs erwähnten Thema: „Herangehensweise“. Würde jede*r der neun FotografInnen mit dem gleichen Model arbeiten, würden neun komplett unterschiedliche Bilder entstehen. Sie würden sich sich in der Art der technischen Umsetzung unterscheiden. Im Umgang mit dem Gegenüber, der Empathie und dem Zugang zur jeweiligen Person. Wie die Bilder nachbearbeitet wurden. All das lässt sich herauslesen. Ich möchte behaupten, dass sich die AutorInnen intuitives Fotografieren angeeignet haben und den rein technischen Aspekt nur als Mittel zum Zweck ansehen.
Für wen ist das Buch?
Es ist das richtige für dich, wenn du dich wirklich für den Menschen interessierst, den du fotografieren möchtest. Wenn du fotobegeistert bist und Technik nicht als Statussymbol verstehst. Das Buch ist auch ein gutes Geschenk. :D
Wer sollte das Buch nicht kaufen?
Wenn du deine Genugtuung darin findest, über Fotomessen zu laufen und deine große Spiegelreflex samt 400er Objektiv zur Schau zu stellen. Finger weg von dem Buch. Investier das Geld lieber in ein Foto-Gadget.
Aber wer bin ich, das zu beurteilen. Vielleicht ist ja der eine oder andere Messebesucher in einem der Stadien und durchlebt bald eine Metamorphose und merkt plötzlich worauf es wirklich ankommt. Nachdem er das Buch gelesen hat.
Fazit:
Ein Hoch auf den respektvollen und emphatischen Umgang miteinander.Ein gelungenes Buch, das durchaus in der Lage sein kann, dein Mindset neu auszurichten. Ich finde das Buch sehr positiv und auf den Punkt. Denn im Grunde ist das Porträtieren relativ easy.
Einzig das Prädikat „authentisch“ finde ich etwas schwierig, da es jede*r anders interpretiert, auslegt und umsetzt. Eine Sache lässt das Buch leider wie einen ungewuchteten Autoreifen in mir zurück. An und für sich ist die Auswahl der FotografInnen, trotz unterschiedlicher Bildsprache, relativ homogen. Eine Autorin bricht da komplett raus. Leider nicht positiv. Wobei das andere LeserInnen sicherlich komplett anders sehen werden
Zum Schluß:
Visuelle Vorbilder dürfen nie zu klein ausfallen. Denn das ist der Antrieb. Das Buch verschafft dir vielleicht eine andere Gedankenwelt, was dich ein klitzekleines Stückchen weiter bringt, um dich intensiver mit den Großen der Fotografie zu befassen, deren Lebenswerke zur Pflichtlektüre gehören sollten. Keiner wird ein zweiter Irving Penn, Henri Cartier-Bresson oder Salgado. Zum Glück… Aber das ist eine andere Geschichte.