Vom quasi scheitern einer grandiosen Karriere - Sinnieren Teil II
Immer zum falschen Zeitpunkt einen Einstieg zu finden ist auch eine Kunst, eine Kunst die ich faktisch perfekt beherrsche.Perfekt wie eine Ausbildung zum Dentaltechniker, als man noch nach der Ausbildung zum hiesigen Porschezentrum rennen konnte und sich seinen Wunsch orderte. F*ck, da kam doch die Gesundheitsreform dazwischen und was war das doch für einen naive Vorstellung von mir das dies ein kreativer Beruf sein sollte.
Na hoppla, da hab ich doch ein Kind gemacht, nicht ganz geplant aber gewollt und es wirbelte meine Pläne ein wenig durcheinander. Nun wenn man ein Kind bekommt, muss die Arbeit, die man macht Geld bringen und das tat die Zahntechnik in dem Labor und auch in anderen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Gesundheitsreform Teil 2 brachte viele Labors zum Erstarren wie zu lang angerührte Gipsmodelle - Kurzarbeit wurde vielerorts angemeldet und die Bezahlung von Überstunden ?! - Pah Überstunden waren für den Arbeitsplatzerhalt unerlässlich. Unbezahlte Überstunden natürlich und so verdingte ich mir Kohle nebenher, in dem ich Abends noch in einer Bar den Koch mimte.
Also mit Kind in der Gebärmutter macht man sich zur Lebensumplanung bereit und das bedeutete ich fing mit dem Studium der Sozialwissenschaft an. Tolle Idee, ich der Mathecrack in dem Hoheitsbereich von Statistik und Empirie !
Kohle.
Dazu musste natürlich schon wieder Geld her und da kam der Tipp von Stephie, einer guten Freundin der Mutter meines ältesten Sohnes gerade recht, mal beim WDR als studentische Aushilfe anzufangen.Der Rest ist Geschichte und gehört nicht hier rein, aber Geld kam ein wenig in den Haushalt und das Studium lief auch am Anfang noch recht, naja sagen wir ordentlich, zwar nicht so wie ich es wollte aber ok.
Beziehung.
Nur war das Geld wie zu erwarten knapp und die Interessen von Anna ( Pauls Mama ) und mir, auch aufgrund von finanziellen Engpässen und Weiterentwicklung der Persönlichkeit, nicht mehr dieselben.Wir waren halt jung und auch wenn wir sehr lange zusammen waren, hat das Abenteuer Kind in einer persönlich wirtschaftlich unsicheren Zeit so seine Tücken.
Man lebte so vor sich hin, immer mehr wie Geschwister und ich verbrachte meine Zeit mit
Der Fokus rückte immer mehr aufs Arbeiten und das Studium hinkte auch auf Grund der Tatsache, das der Bereich in der Uni Wuppertal eingestellt wurde, ein wenig hinterher.
Wenn C4-Professoren einen ermutigen doch lieber arbeiten zu gehen, um den Kindesunterhalt zu sichern, sollte man das Angebot überdenken und so kam es wie es kommen musste.
Anna und ich trennten uns, ich legte den Fokus immer mehr aufs Arbeiten und nicht nur beim WDR wo ich mittlerweile keine studentische Aushilfe mehr war, sondern auch beim ZDF und beim ARD.
Lustige turbulente Zeit, hab viel erlebt und viel gesehen, bin ins nahe Ausland mit dem ARD gekommen und hab zum Teil als zweiter SNG-Techniker und Aufnahmeleiter gejobbt.
Nun, was nun ? Neuausrichtung - Studium abbrechen? Ja - Nein ?!
Zwischenzeitlich kam schon eine Anfrage ob ich beim WDR nicht als Administrator für ein Jahr tätig werden wollte - meine Pläne sahen anders aus - Abgelehnt !
Dann eine Anfrage ob ich bei QVC nicht Lust hätte Kamera zu machen - ach bitte was hielt ich damals von QVC - die Finger - ich lehnte die Idee ab.
Durchhalten.
Zusätzlich zum Freelancertum in der Medienbranche hatte ich unter dem Deckmantel des Studentenjobs noch einen Arbeitsplatz von meinem alten Kumpel Marcel übernommen und habe Statistiken, Marketing und Präsentationen erarbeitet und erstellt. Wahnsinnsjob - schräg mit cholerischem Chef, aber freie Arbeitszeit und einigermaßen ordentliches Geld in Verbindung mit den anderen Arbeiten. Die Krankenkasse machte das alles auch noch mit und die kleine Hütte, die ich bewohnte, war gerade zu bezahlen ohne das der Kühlschrank leer blieb.In mageren Zeiten wurde es mit dem Unterhalt ein wenig knapp, aber ich hatte so gut wie keine Schulden, alles lief irgendwie und ich konnte alles, was offen war begleichen. Ich arbeitete als freier Mitarbeiter nun zusätzlich bei QVC, frag mich nicht warum ich das nicht schon vorher gemacht hatte und dann wurde mir eine befristete Stelle angeboten.
Wow, endlich konnte man Urlaub planen.
Angenommen und zwei Jahre dort verbracht. Das Leben mit Janice war somit abgesichert und Paul war so oft bei uns wie es ging.
Unfreiwillig stand ein Wechsel an und mein zweites und Janice ( meine Frau ) erstes Kind kam dazu.
Von unstetiger unsicherer Arbeit zu einer gewissen zweijährigen Sicherheit mit Schichtdienst in das Abenteuer neue Stelle.
( Erinnert Ihr Euch noch an mein Sinnieren auf Fehmarn ?)
Ich hatte einen Jahresvertrag in Mutterschaftsvertretung im Bereich Post Production eingefahren.
Gleitzeit, ordentliche Kohle aber leider auch mit Menschen die ein wenig na sagen wir mal für meinen Geschmack schwierig waren und das schreibe ich als schwieriger Mensch. Es war ein Lernprozess der Extraklasse für mich.
Trotzdem war dies eine interessante Zeit und dank der Gleitzeit war es familientauglich.
Na, das war nicht das, was ich als meine persönliche Karriere angesehen habe, da muss doch noch was kommen.
Klar, nach dieser Zeit, diesem Jahr, war keine Vakanz im Unternehmen frei und so musste ich wohl oder übel damit rechnen das Unternehmen zu verlassen. Doch gemäß der eigenen Regel, die sich in meinem Leben herauskristallisiert hat, dass ein Wechsel alle fünf Jahre erfolgt, konnte es ja noch nicht zu Ende sein.
Kurz bevor ich mich schon beim Amt sah und schon Angebote als Cutter für Pr0nfilme angeboten bekam, wurde eine neue Stelle frei.
Irre und meine große Karriere als Blogger fiel auch noch aus.
Man kann sich halt nur auf eine Sache richtig konzentrieren ;)
Quatsch, multitaskingfähig bin ich.
Also merke, mein Start beim TV war nun auch nicht die richtige Wahl, denn wenn Du nicht vor der Kamera stehst wirst Du kein Millionär.
Wenn Du Kinder hast fehlt Dir Zeit bzw. Du musst sie anders nutzen und Schichtarbeit ist ein Arschloch.
Wenn ich so darüber nachdenke, was ich so verdiene, wird mir in Anbetracht das mein drittes und Janice zweites und letztes Kind unterwegs ist ein wenig übel.
Nein, nicht das wir uns falsch verstehen, mir / uns geht es prima
Ich lege jeden Monat brav einen Tausender für unsere Wohnung hin, wir haben zwei Autos, der Kühlschrank ist voll, ich hab die tollste Frau der Welt und die Kinder sind gesund und es geht ihnen gut.
Ich hätte gerne keine Schichtarbeit mehr, mehr Geld, nur einen Wagen und ein Haus. Das wäre Karriere, alles Andere ist pillepalle!
Nicht das man es falsch verstehen mag, ich mag meinen Job, auch wenn er für die Zeiten an denen ich arbeiten muss unterdurchschnittlich entlohnt.
Also doch als Karriere Papa ...
Aktuell bin ich angeödet und aus meiner Sicht der Dinge hat es weniger mit einer Midlifecrisis oder einer Depression zu tun ( auch wenn ich Höhepunkte in meinem Leben zurzeit ein wenig vermisse - tue ich das wirklich !? ), sondern ein wenig mit der Tatsache das ich so was von unausgelastet und unmotiviert bin, da mir viele Dinge im Kopf rumschwirren, die ich noch nicht umsetzen kann.
Ich ändere das, versprochen.
Also die fünf Jahre sind bald wieder rum.
Nachtrag:
Nein, ich gehöre noch nicht in eine Geschlossene.
Nein, ich bin nicht depressiv oder sonst wie gefährdet.
Ja, ich versuche mein Leben zu verändern.
Ja, ich bin positiver gestimmt als es gerade rüberkommt.
Ja, ich habe auch viele Erfolge gehabt.
Nein, ich sehe mich nicht als Opfer, Loser oder dergleichen.
Nein, ich versuche für vermeintliche Misserfolge keine Dritten als Auslöser oder Ursache darzustellen - im Gegenteil, ich wachse daran und erarbeite meinen Weg zu meinen persönlichen Erfolgen.
Ja, ich schreibe viel über Geld und "kein" Geld, aber die Unwichtigkeit habe ich schon längst erkannt.
Ja, ich will mehr!
"Marty McFly told me the Future will be Great"
Achtung, es geht natürlich weiter und zwar mit dem Sinnieren Teil III und wie sich mein Leben verändert hat.