Fehmarn vs. Formentera bzw. ein Blogger sinniert im Urlaub oder Sinnieren Teil I
Da liege ich nun gerade in der Sonne auf der beliebten deutschen Ferieninsel Fehmarn an der Ostsee und sinniere, so vor mich hin womit ich meine neue Erfahrung vergleichen könnte.Der Mensch neigt nämlich dazu alles zu vergleichen und abzuleiten und so komme ich auf eine Vergleichsinsel in Spanien auf den Balearen, und zwar auf die kleinste Insel, Formentera.
Formentera kenne ich nun schon seit mehr als 30 Jahren, da es das ausgewählte Urlaubslieblingsziel meiner Eltern ist und immer war.
Damals war diese Insel noch fast unangetastet und touristisch so gut wie noch nicht erschlossen, obwohl Ibiza als Partyinsel direkt gegenüber in Sichtweite liegt.Es war die Insel der Hippies und Aussteiger, ein sonniger Traum von einem ruhigen Fleck Erde ohne Sorgen und Nöte.
Das dies so nicht stimmt, ist jedem nicht durch Drogen aufgeweichten Hirn klar und dass man dort genauso abhängig von äußeren Einflüssen war wie auf Korsika, Malle oder Buxtehude auch.
Aber man konnte es sich auf diesem schon von Jule Verne beschriebenen Getreidepunkt im Mittelmeer schon recht gemütlich machen und so gab es dort auch recht schnell Hippiekommunen und Aussteigerkneipen.
Meine Eltern hingegen waren weder Hippies noch Aussteiger, auch wenn es auf den alten Fotos so anmuten mag, wenn ich die durch Sand und Salzwasser ausgewaschene Jeans meines Vaters mit seiner langen Lockenmähne auf diesen über dreißig Jahre alten Bildern so betrachte.
Ich war fast jedes Jahr meiner Kindheit auf dieser Insel und das so zwischen drei und vier Wochen meiner Schulferien.
Uns ging es finanziell recht gut und damals waren die Jobs noch sicher bzw. man konnte durch Fleiß noch die Karriereleiter herauffallen.So lernte ich die Insel wie meine Westentasche kennen und lieben.
Es war prima und ich war jeden Tag am Sandstrand, kaufte mir im Büdchen in EsPujols YPS-Hefte und lass alte John Sinclair Romane, welche in unseren Apartements herumlagen.Heute wünsche ich mir, dass meine Eltern weitsichtiger gewesen wären und evtl. ein bisschen Geld in eine kleine Finka investiert hätten, das Geld war ja da, wenn ich es richtig einschätze, aber man hat einfach den Wert dieser Ferieninsel nicht in diesem Umfang erkannt wie er heute reicht.
Für meine Eltern hätte es sich allemal rentiert, da sie auch heute noch nach Formentera fliegen bzw. nach Ibiza und mit der Fähre herübersetzen. Ich bin gespannt was ich mal später bereuen werde ;) .
Aber meine Ausgangslage ist auch eine andere, wenngleich meine Eltern mir auf jeden Fall eine perfekte Basis geschaffen haben. Aber eine perfekte Basis ist halt nicht das, was zu mir passt.
Nicht dass ich ein Chaot wäre, aber ich bilde mir ein jede Erfahrung selber machen zu müssen und auch die Negativen oder die, vor denen ich gewarnt wurde, nicht auszulassen.
An allen meinen Entscheidungen für mein Leben bin ich gewachsen und stellte schnell fest, dass auch schlechte Dinge im Kern was Gutes zu bieten hatten und haben.
Lernfähig.
Ich habe früh aus einer finanziell ungewissen Situation heraus ein Kind gezeugt und war mir der Verantwortung im vollen Umfang nicht so bewusst aber habe es bis heute nicht bereut und habe viel gelernt. Ich lernte mich voll und ganz auf meine Eltern verlassen zu können im Gegensatz zu unserem Staat. Ich lernte wie hart es ist während des Studiums Geld vedienen zu müssen und ich wollte meinen Eltern mit Mitte zwanzig nicht mehr auf der Tasche liegen.Ich lernte auch, dass man den Fokus weniger auf das Studium und mehr auf das Geldverdienen legen musste um die Miete, den Kindesunterhalt und ein wenig Essen im Kühlschrank bezahlen bzw. haben zu können.
Ich lernte das Leben.
Zurück zu den Inseln.
Heute bin ich wieder in einer ungewissen Situation angelangt, aber mir geht es, wie damals auf Formentera, gut. Sogar sehr gut.Ich bin mittlerweile Mitte dreißig und verheiratet, erwarte mein zweites Kind und stehe wieder an einem Wendepunkt was meine Arbeit anbelangt. Ich habe mich gerade auf eine neue Stelle beworben, da mein Zeitvertrag ausläuft.
Unsägliches Verhalten unserer Zeit in der Medienbranche sind leider Zeitverträge und ich bin nun einmal ein Quereinsteiger, zwar gesegnet mit einer großen Erfahrung und genug Wissen um TV-Produktionsweisen, aber ich bleibe ein Quereinsteiger, ein Dentaltechniker halt, der auszog, um die Medienwelt oder seine eigene Welt unsicher zu machen.Jetzt bin ich also gerade auf Fehmarn und sinniere für euch und mich so vor mich hin und her und stelle fest, was mein alter Kinderwagenfreund Timo mir damals schon immer gesagt hat. Er sagte :" Fehmarn ist auch schön!"
Mir war es damals egal und ich dachte so für mich ja ja , da fliege ich doch lieber nach Spanien und spiele faul am Strand. Mir kam Fehmarn piefig und deutsch vor.
Ich war halt ein verwöhntes Einzelkind und Urlaub war für mich außerhalb von Deutschland.
Er hatte aber recht, hier ist es schön und wenn ich es heute vergleiche, ist es heute wie damals auch billiger.
Formentera wurde vor einigen Jahren von smarten Italienern als Urlaubsdomizil und In-Insel entdeckt.
Mit der Flut an rollerfahrenden braungebrannten, von einem Strandmeter zum anderen mit Mobiltelefon telefonierenden Italienern, welche sich fragen, ob die Wellen zwei Meter nebenan auch so toll sind, hat sich gefühlt auch der Preis aller Sachen verdoppelt.
Marktwirtschaft Lektion Eins : Angebot und Nachfrage.
Kurz ausgedrückt: ich kann mir einen solchen Urlaub nicht leisten und bin dankbar dafür, dass ich durch meine Eltern aber eine solche Erfahrung zu einer besseren Zeit hatte.
Zurück zu Timos Fehmarn.
Ich pflichte ihm bei, es ist der sonnenreichste Fleck in Deutschland und wenn ich in den letzten Tagen ein paar Tropfen kühlen Nass abbekommen habe, so ist kurz darauf wieder die Sonne am Himmel sichtbar und entschädigt mich für Petrus Gräueltaten.Wir sind hier gerade auf einem Bauernhof, auf dem meine Frau schon als Kind ihren Urlaub verbracht hat, und mein Sohn tobt gerade im Garten herum.
Hier kann man viel erleben und hat wohl auch mehr Abwechslung als auf Formentera.
Gestern waren wir zum Beispiel auf der Fähre Richtung Dänemark unterwegs.
Super Wetter und heute sehe ich auch das Ergebnis vom Tag ohne Sonnenmilch ;)
Wieder eine Erfahrung Rødby Hafen ist hässlich und ohne Auto ist Dänemark doof.
Trotzdem hatten wir Spaß und der Weg war das Ziel, für Paul gab es dann am späten Nachmittag noch den sonnigen Strand mit Wellen. Überraschender Weise empfinde ich die Preise hier oben im Norden noch recht zivil und werde meine restlichen Urlaubstage mit meiner kleinen Familie noch genießen.
Ich brenne auf neue Erfahrungen und sehe meiner/unserer Zukunft positiv entgegen.
Es lebe die Urlaubszeit.
Heute Abend wird gegrillt.
Gruß aus Fehmarn.
Jens