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How Did The World Get So Ugly? | Von viktorianischer Schönheit zum modernen Pragmatismus

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How Did The World Get So Ugly? | Von viktorianischer Schönheit zum modernen Pragmatismus
Warum unsere Städte heute oft hässlich erscheinen. 

Es gibt diese Spaziergänge durch die eigene Stadt, an denen du innerlich die Augen verdrehst. Glasbox links, grauer Beton rechts, irgendwo noch eine LED Laterne, die aussieht wie aus dem Katalog für Gewerbegebiete. Funktioniert alles super, klar. Aber es erzählt nichts. Kein Charakter, kein Augenzwinkern, keine Geschichte.



Und dann stolpert man über ein Video aus London, das einem freundlich ins Gesicht sagt:
Leute, ihr seid nicht verrückt. Früher wurde tatsächlich anders gebaut. Nicht romantischer, die Städte waren dreckig, laut und gesundheitlich eher russisches Roulette. Aber selbst damals hatte man den Anspruch, dass die Dinge, die man der Öffentlichkeit hinstellt, bitte auch gut aussehen sollen.



How Did The World Get So Ugly? | Von viktorianischer Schönheit zum modernen Pragmatismus

Mit Sheehan Quirke durch London flanieren (am Ende des Beitrags)

Im Mittelpunkt des Videos steht der Architekturhistoriker Sheehan Quirke. Er läuft mit uns durch London und zeigt Orte, an denen sich diese alte Haltung ziemlich klar zeigt. Gusseiserne Straßenlaternen mit Ornamenten. Uferbefestigungen mit Wappen, Symbolen, Figuren. Und dann das Detail, das hängen bleibt. Ein Abwasserprojekt, das aussieht, als würde gleich ein Chor davor singen. WTF?! Ja, ehrlich. 


Das Pumpwerk, das Quirke zeigt, ist natürlich in erster Linie funktional. Es transportiert, was wir alle lieber nicht sehen möchten. Trotzdem wurde es damals so gestaltet, als gehöre es in die Kategorie repräsentatives Gebäude. Als wäre es ein kleiner Palast für das, was wir sonst gern im Untergrund verstecken. Und dahinter steckt eine klare Haltung. Technik war kein peinlicher Hinterhof, sondern sichtbarer Fortschritt. Wenn man so etwas baut, dann bitte mit Selbstbewusstsein. Das Ergebnis sind Gebäude, bei denen du heute noch stehen bleibst, obwohl ihre technische Modernität längst Geschichte ist. Aber sie sehen halt verdammt gut aus, auch wenn dahinter viel "Scheiß" passiert. 



How Did The World Get So Ugly? | Von viktorianischer Schönheit zum modernen Pragmatismus

Und irgendwie wünscht man sich doch diese viktorianische Infrastruktur zurück.

Ein schönes Beispiel sind z.B. die Lampen an Bazalgettes Themse Embankment. Die eigentliche Ingenieursleistung dahinter, die Kanalisation, war damals Hightech. Heute interessiert uns vor allem die Optik. Die Leuchten tragen noch immer diesen leicht dramatischen London Flair, irgendwo zwischen Romanverfilmung und Stadtgeschichte. Spannend daran ist dann der funktionale Teil, welcher längst mehrfach modernisiert worden ist. Die Ornamente sind geblieben. Genau das macht den Unterschied zwischen Infrastruktur, die nur ihren Job erledigt, und Infrastruktur, die zu einem Teil der Stadtidentität wird. Wenn du in hundert Jahren immer noch mit einem Foto von einer Straßenlaterne Emotionen auslösen kannst, hast du wohl irgendetwas etwas richtig gemacht.


Springen wir jetzt wieder in die Gegenwart.
Technik ist natürlich komplexer denn je, Budgets sind knapp bemessen, alles muss schnell gehen. In diesem Klima wird Gestaltung gern als Luxus behandelt, der als erstes gekürzt wird. Leuchte aus dem Katalog, Betonplatte mit Zulassung, Geländer nach Norm. Fertig. Aus die Maus. Muss halt reichen. Und das Ergebnis kennen wir ja leider alle. Straßenzüge, die aussehen, als hätte jemand die Copy Paste Funktion im Stadtplanungsprogramm zu ernst genommen. Wohnblocks, Gewerbehallen, Parkhäuser. Alles zweckmäßig, alles austauschbar. Es funktioniert, aber es berührt halt null. Stadtbilder als Kopie der Kopie, der Kopie.


Dabei wäre die Gegenwart ja nicht arm an Möglichkeiten. Digitale Planung, neue Materialien, mehr Wissen über Wirkung von Räumen. Wir könnten Städte designen, die gleichzeitig effizient, nachhaltig und schön sind. Stattdessen landen wir oft bei der abgespeckten Minimalvariante im glatten Grau. Und zu allem Überfluss werden die Menschen, die zu Fachleuten in diesem Gebiet zählen, z.B. in unserer Stadt gerade abgesägt. Dabei braucht es neue junge Architekten, moderne Städtebauer mit Blick auf Geschichte und moderne Anpassungsphilosophien an ein neues und klimagerechtes Leben.
 


How Did The World Get So Ugly? | Von viktorianischer Schönheit zum modernen Pragmatismus

Old London Vibes im Atomlabor | Die Fake Häuser in Leinster Gardens

Wer jetzt denkt, das sei alles weit weg, dem kann ich direkt einen Ausflug im Kopf empfehlen. Ich hatte vor einiger Zeit schon einmal über ein sehr spezielles London Beispiel geschrieben. Die Fake-Häuser in Leinster Gardens. Dort hat man im viktorianischen London einfach komplette Hausfassaden hingestellt, hinter denen gar keine Wohnungen mehr waren, nur damit der Blick auf das Bahntunnelsystem elegant kaschiert wird.


Der Straßenzug blieb optisch geschlossen, die wohlhabende Nachbarschaft musste nicht auf die Gleise schauen, die Technik konnte machen, was sie machen musste. Wenn dich diese Mischung aus Pragmatismus und Ästhetik fasziniert, schau gern hier vorbei:


Die Fake Häuser in London | Die Geschichte hinter Leinster Gardens


Das ist im besten Sinne Trash Knowledge. Gleichzeitig zeigt es aber auch ziemlich deutlich, wie ernst man damals den öffentlichen Raum genommen hat. Selbst dort, wo eigentlich nur ein Loch in der Straße war, hat man sich um ein gewisses Erscheinungsbild gekümmert. Ich finde, dieser Blick fehlt heute oft. 


An diesem Punkt wird oft reflexartig gesagt, dass wir ja nicht wieder in historisierenden Kulissen leben möchten. Okay, stimmt. Niemand braucht eine Vollverkleidung der Städte im Retro Style. Es geht nicht darum, viktorianische Ornamente eins zu eins zu kopieren. Es geht darum, was sie verkörpern. Eine Identität zu schaffen. Die Leute damals waren überzeugt, dass das, was sie bauen, Bedeutung hat. Kanalisation, Brücke, Laterne, Fassade. Alles Teil eines Gesamtbildes, auf das man irgendwann einmal zurückschauen wird. Dieser Gedanke fehlt heute erstaunlich oft. Es wird gebaut, um Probleme zu lösen, nicht um Orte zu schaffen. Das wiederum schafft neue Probleme.

 

Vielleicht ist genau das der Punkt, an dem wir wieder ansetzen sollten. Funktion und Ästhetik nicht als Gegensätze betrachten, sondern als Team. Form und Funktion vereint. Technik sorgt dafür, dass etwas zuverlässig funktioniert. Gestaltung sorgt dafür, dass wir uns damit gern umgeben, dass wir uns damit identifizieren, dass wir uns darin zuhause fühlen. Wenn wir in hundert Jahren auf die heutige Zeit zurückschauen würden, wie sähen unsere Städte dann aus. Würden die Menschen zukünftiger Generationen sagen, hier haben sie sich Mühe gegeben. Oder würde das alles eher nach Provisorium wirken, das man jederzeit ohne Verlust austauschen kann. Aktuell sieht es in einigen Gegenden leider genau so aus. 


Die Frage ist daher nicht nur romantisch. Sie ist ziemlich konkret.
Kinder wachsen in diesen Räumen auf, Menschen verbringen ihren Alltag dort, arbeiten, warten an Haltestellen, sitzen auf Bänken, laufen an Laternen vorbei. All das formt, wie wir die Welt wahrnehmen und wie wir uns in ihr fühlen. Nur Funktion reicht offensichtlich nicht. Wir merken das überall dort, wo Orte mit Liebe zum Detail gestaltet sind. Eine alte Häuserzeile, ein Platz mit patinierten Lampen, ein Uferweg mit Charakter. Dort bleiben wir eher stehen, holen die Kamera raus, verknüpfen Erinnerungen damit und setzen uns auf eine Bank und essen ein Eis. 


Sheehan Quirkes Video ist deshalb weniger ein nostalgischer Rückblick, sondern eher ein freundlicher Stups in die Rippen. Wir könnten viel mehr davon haben, wenn wir wieder öfter fragen würden. Nicht nur, was etwas kostet und wie robust es ist, sondern auch, was es mit uns macht. Und ganz im Ernst, man kann auch einfach selbst vor der eigen. Haustüre anfangen, die Welt ein bisschen schöner zu machen. Zum Beispiel den lieblosen Grünstreifen mit Wildkräutern bepflanzen. 


Genug von meinem ausufernden Blogbeitrag, jetzt schauen wir uns das Video an. 

via OC
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