Wenn der Tod zur Muse wird
Manche Alben kommen leise, aber sie bleiben lange hängen. Und gerade wenn das Releasedate der 1. November ist, so müssen wir einfach jetzt schon reinhören. The Wake von Graveyard Choir ist nämlich genau so ein Werk, also eines, das dich mit seiner Ehrlichkeit packt und in dunklen, melancholischen Klangwelten versinken lässt. Die Band aus Southern Colorado steht für einen Sound, der tief im echten Leben verwurzelt ist. Sänger und Songwriter Nate Valdez hat seine (Arbeits-) Zeit im Leichenhaus nicht verdrängt, sondern in Kunst verwandelt und das hört man. Seine Songs erzählen vom Ende, aber noch stärker vom Danach. Von Trauer, Verlust und der stillen Kraft, die daraus entstehen kann. Das Ergebnis ist ein Gothic-Americana-Album, das zwischen Folk, Rock und dunkler Poesie wandelt. Hier wird der Tod nicht gefürchtet, sondern verstanden. Nicht dass ich gerade in einem dunklen Modus wäre, aber ich mag ab und an die melancholischen Töne ganz gerne und es passt ja auch wieder zur "dunklen Jahreszeit".Graveyard Choir wurde ursprünglich als Herzensprojekt gegründet, so ohne Druck, einfach aus Freude am Musizieren. Doch mit der Zeit entwickelte sich daraus etwas Größeres. Neben Nate Valdez prägen Thom Whitney (Bass), Eric Riley (Drums) und Jen Riley (Vocals) den Klang. Abgerundet wird das Ganze durch das Mixing und Mastering von Tyler Lindgren.
Ihr Sound wird oft mit Bands wie 16 Horsepower oder Nick Cave & The Bad Seeds verglichen, aber nicht, weil sie kopieren, sondern weil sie dieselbe Tiefe besitzen. Klingt ja auch echt anders. Aber ein Gefühl von ungeschminkter Wahrheit, getragen von Slide-Gitarre, Lap-Steel und ehrlicher Produktion ist dabei. Vielleicht einfach mal eine andere Art von Rock, die man sich nicht alltäglich gibt und eine ganz eigene Qualität aufweisen kann. Ich für meinen Teil, finde es sehr "down to earth" und angenehm, das Album auch während der Arbeit im Hintergrund laufen zu lassen.
Authentisch, roh, kathartisch
Schon der Opener „Stone“ zeigt, wohin die Reise geht: dichte Atmosphäre, emotionale Vocals. „Dirt Floor“ kommt fast zärtlich daher, während „The Ballad of Marty Bergen“ pure Gänsehaut erzeugt. Dann wieder reißen Stücke wie „Nazis Took Away My USA“ mit bitterem Humor nicht nur alte Wunden auf, sondern sind herrlich sozialkritisch, unbequem, ehrlich, relevant. Alles klingt ungeschliffen und dadurch einfach lebendig. Kein überproduzierter Studio-Glanz, sondern knarzendes Holz, atmende Drums und Gitarren, die Geschichten erzählen. Wenn Jen Rileys Stimme sich in die von Nate legt, entsteht dieser magische Moment zwischen Trost und Tragödie. Der Tod ist auf The Wake ständig präsent, aber halt nie endgültig. Eher wie ein alter Freund, der dich daran erinnert, das Leben zu spüren, solange es da ist. Carpe diem in Musikform gebettet.Mit The Wake gelingt Graveyard Choir ein wirklich ergreifendes Werk über Menschlichkeit, Vergänglichkeit und den Mut, in der Dunkelheit Licht zu suchen. Wer auf ehrliche, handgemachte Musik steht, die mehr erzählt als sie zeigt, wird hier fündig. Sicher ein Album für lange Nächte, für Whiskey-Gläser (aber lieber Single-Malt statt Bourbon) und Gedanken, die sich nicht vertreiben lassen.
Pflichtstoff für alle, die glauben, dass Schmerz und Schönheit zwei Seiten derselben Medaille sind. Vinyl gibt es übrigens über Bandcamp oder direkt im BigCartel-Shop des Indie-Labels (als limitiere Versionen)

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