Eine Begegnung, die bewegte
Ich öffnete unsere Haustüre und trat nach draußen auf die Einfahrt. Die Mittagssonne wärmte angenehm mein Gesicht. Ich war gestresst – musste doch der Partykeller noch für meinen 50. Geburtstag hergerichtet werden. Ein Nachbar stand vor unserer Einfahrt, offensichtlich auf dem Weg einen seiner täglichen Spaziergänge zu machen. Als er mich sah, blieb er ad hoc stehen, seine Augen leuchteten freundlich auf und er sagte:„Ich muss ihnen mal ein Kompliment machen. Wissen sie was ich an ihnen bemerkt habe und total beeindruckend finde? Sie gehen immer so aufrecht, so stolz und erhaben. Das finde ich richtig toll. Wissen sie, meine Frau sagt immer, ich soll nicht so gebeugt gehen und da sind sie mir ein Vorbild.“
Seine Worte kamen so ehrlich und warmherzig rüber, dass ich innerlich schmunzeln musste. Ich bedankte mich artig und gab ihm auf seinem Weg die Aufgabe mit, sich genau das für seinen Spaziergang vorzunehmen. Gerade und aufrecht zu gehen. Während er weiterlief, beobachtete ich, wie er sich tatsächlich bemühte, seine Haltung zu korrigieren.
Über das Kompliment habe ich mich doch gefreut, aber ein kleiner Stich blieb. Diese verdammte Demenz – sie frisst sich durch sein Gedächtnis wie ein hungriger Wolf. Jetzt grüßt er höflich, aber sein Blick verrät die Unsicherheit, wer ich eigentlich bin. Trotzdem – seine Beobachtungsgabe hat er nicht verloren, und seine Herzlichkeit erst recht nicht.
Anyway … Made my day!