The Who | Eine Doku-Tipp
Wow, 50 unterhaltsame Minuten habe ich mich vor dem TV fesseln lassen, als ich die Vorabansicht der ARTE Doku über die wohl schillerndste und berühmteste britische Band The Who anschaute.Zwischen Radau und Rebellion: Wie aus vier Londoner Vorstadt-Mods The Who werden konnte – eine der erfolgreichsten Rockbands der Musikgeschichte
Im Fokus der Mastermind hinter der Band, Pete Townshend. Peter Dennis Blandford Townshend, verfasste den Großteil der Songs der Gruppe, spielt auf den Alben E-Gitarre, gelegentlich auch Keyboards und singt Background. Er ist Sohn eines Musikers und absolvierte die Kunsthochschule. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass der heute 77-jährige Musiker der kreative Kopf der Band war/ist.
Immer den richtigen Riecher gehabt?
Von Rock-Opern bis zu den ersten erfolgreichen Synthesizers getragenen Songs war er ein Pionier. Man könnte behaupten, er beeinflusste damit sogar die Beatles. Berühmt, berüchtigt, neben dem aggressiven Gitarrenspiel, der Zerstörung des Live Sets / vom Konzept der Autodestruktiven Kunst des deutschen Künstlers Gustav Metzger beeinflusst, war und ist auch sein Windmill-Gitarrenspiel, welches Pete nach eigenen Aussagen Keith Richards geklaut haben soll.
Man möge mir den Wortwitz in der Zwischenüberschrift verzeihen, hat Pete doch wirklich eine große Nase und hat da auch den passenden Spruch in der Doku drüber gebracht. Aber nicht immer hatte er den richtigen Riecher und so passend sie sich in den Anfangsjahren zur Ikone der Modbewegung aufstellten, so hart wurden Folgejahre. Das Rockleben mit Sex, Drugs und Rock, Art Pop forderten die Jungs hart. Schwammen sie anfangs mit dem Zeitgeist mit, waren sie teilweise ihrer Zeit voraus und hatten es schwer an die alten Erfolge anzuknüpfen. Das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau, aber bedingt durch den Einfluss von Drogen starben 2 von 4 Mitgliedern der Band.
Jetzt habe ich viel über Pete geschrieben, aber auch Roger Daltreys Verwandlung und Umsetzung seiner Songs über die Jahre hinweg, wird in der Dokumentation von Christophe Conte, sichtbar.
Generell ist die Doku aber Townshend-lastig, was auf keinen Fall vom Nachteil sein muss, gerade wenn er über Keith Moon den besten Schlagzeuger der Welt spricht.
John Entwistle, genannt „The Ox“, war der ruhende Pol der Band und ein herausragender Bassist, welcher die Band vom Sound her prägte. Sein Basssolo in der legendären Mod-Hymne "My Generation" wird als eines der ersten veröffentlichten E-Basssoli überhaupt bezeichnet, welches auf Vinyl zu hören war. Technisch war Entwistle sicher Paul McCartney überlegen, aber nicht musikalisch. Aber das wird sicher ewig ein Diskussionsthema bleiben.
Nach dem Tod von Drummer Keith Moon 1978 machten The Who auf Townshends Drängen weiter, bis sie sich 1983 trennten. Wiedervereinigungen erfolgten 1988 und 1999, im Dezember 2019 erschien nach 13 Jahren Pause das neue Album „Who“. Die Dokumentation zeichnet anhand umfangreicher Archivaufnahmen die Geschichte der Band nach, die immer wieder Genregrenzen sprengt.
Vormerken:
- Online vom 26. August 2022 bis 28. Februar 2023 auf arte.tv
- Freitag, 2. September 2022, 21.50 Uhr auf ARTE
Ganz nebenbei ist mir auch aufgefallen, dass ich mir unbedingt noch „Live at Leeds“ von The Who auf Vinyl gönnen muss. Das wohl berühmteste Live-Album der Rock-Geschichte!
Titelbild © Banijay Production France/No One Prod | Arte Presse