Mild High Club - Going Going Gone | Album & Vinyl Tipp mit Full Album Stream

Fast schon easy, ohne den Sunday Morning. 

Eine Welt, die nicht rund läuft, die den Gleichlauf vermissen lässt, aber dafür lebendiger ist denn je. Eine Welt, welche aus den Fugen geraten ist. Diese Welt spiegelt sich in "Going Going Gone" wider. So hat der Mild High Club bzw. Alex Brettin seine altbekannte Art der musikalischen Ausrichtung wieder auf psychedelischen Dream-Soul-Jazz gesetzt. Latin Jazz durchstreift den verspielten Soundteppich und wechselt sich mit Jazz-Funk ab. Indie wie man es sich wünscht und sicher eine gewisse Einhörszeit benötigt. 

Einmal darauf eingeschossen, kann man sich gut in die Welt des Alex Brettin fallen lassen, der den Tempomat einfach ausschaltet, ein 70er Flair aufblühen lässt und in seinen Songs auch aktuell gerne über Paranoia, Individualismus, Kleptokratie, Waffengewalt, Glaube und Klimawandel philosophiert. Das alles mit so einer gekonnten Lässigkeit, dass einem klar wird, warum der "Mild High Club" über Stone Throw als Label läuft. 

(Who you with?) 

Me? 

I'm with reason 

Is it something in the water? 

'Cause it's a me, myself, and dollar hell 

Ain't that freedom sweet?

So liegt also heute zum Releaseday das Vinyl auf meinem Teller und drückt den Schall aus den Rillen. Produziert wurde "Going Going Gone" von Vicky ‘Farewell’ Nguyen, der auch an einigen Songs mitgeschrieben hat. Gemischt wurde die Platte während des Lockdowns in Xiamen, also in China um es dann in London von Matt Colton (u.a. Muse, Coldplay, James Blake, Hot Chip, Flume) mastern zu lassen. 

Politisch ist die Platte geworden und hat damit den Zeitgeist aufgegriffen. Natürlich, denn wenn du also Musiker diese Zeit bewusst in dein Album einbetten möchtest, kannst du nicht nicht über aktuelle Begebenheiten schreiben. 

Doch keine Sorge, dadurch wird das Album nicht schwer und träge, denn Alex sorgt für die nötige musikalische Untermalung seiner teils sozialkritischen Ergüsse - man könnte sogar meinen, die Musik steht in Konkurrenz mit den Lyrics, so beschwingt wie sie alles Übel wegwischen kann. 


We're burning it down
I'm glad I'm not hanging around
Caught in the cod-end of the trawl
I'm getting up and I'm getting now

Rauschhaft und rasend darf es sein, ganz nach Nietzsche "Die Kunst gewährt dem Menschen also gleichsam metaphysischen Trost.", diesen finden wir also in Alexanders neuem Album, auch wenn er vom Übel der Welt singt - oder gerade deshalb, weil er uns mit den leichten und schwingenden Klängen, auffängt und wieder auf ein neues Niveau trägt. Eigentlich setzt er dort wieder an, wo "Skiptracing" aufgehört hat, auch wenn die Welt sich seit dem schneller drehte. 

Doch so düster sich das aktuelle Weltbild darstellen mag, so schafft Alex auch die Leichtigkeit in die Scheibe zu implementieren. Hoffnungsvolle Ansätze wechseln sich mit Zukunftsvisionen ab. So hat auch der Stone Throw Artist Knxwledge das Schlagzeug für "Taste Tomorrow" beigesteuert und Alex blickt dort auf eine Science-Fiktion-Zukunft der Gleichheit und Harmonie. 
Hach, eine Platte, welche nach mehrmaligem Hören immer besser wird und musikalisch so vielfältig ist, wie das Leiern einer alten Bandmaschine, welche mit latenten HipHop Breaks ausgestattet wurde. Wer jetzt Lust auf das kreative Arrangement bekommen hat, der kann sich aktuell sogar über 3 verschiedene Vinyls freuen und digital kannst du hier und jetzt in das Album hören. 

Hören wir direkt rein. 

Wir können uns also auf eine kreative und komplexe Platte einlassen, welche durch die Welten wandert und uns mit Jazz, Elektro, Brasil-Folk, Avangarde, AOR und Psychedelic Rock unterhält - kurz zusammengefasst "Dream-Soul-Jazz ". Ganz schön kurzweilig. Ich drehe die Seite jetzt mal wieder um... Repeat. 

Mild High Club is Alexander Brettin

Releaseday: Heute am 17.09.2021
Stone Throw / Rough Trade

mildhighclub.bandcamp.com