Herakut sind ein deutsches Streetart-Duo bestehend aus Hera (Frankfurt am Main) und Akut (Schmalkalden, Thüringen).
Die beiden sind für ihre beeindruckenden Murals bekannt und stellen außerdem in Galerien auf der ganzen Welt aus. Akut kümmert sich um den fotorealistischen Teil der Bilder, während Hera den Bildern eine unkontrollierte Note gibt – allen voran durch ihre einzigartige Handschrift. Die Bilder der beiden sind düster, depressiv und fordernd. Oft sind Kinder und Tiere – oder Mischwesen aus Mensch und Tier – im Fokus der Werke. Fast immer ist auch Typo im Bild, wobei es sich oft um kritische Fragen oder Zitate aus einem popkulturellen Kontext handelt.
Am Freitag, den 29.August 2014 mache ich mich also auf den Weg nach Köln, zur Galerie „Ruttkowski 68“. Ein schöner Laden über zwei Etagen,
der bereits kurz nach Öffnung um 19:00 angenehm gefüllt ist. Hera und Akut sind
selbstverständlich anwesend. Mitgebracht haben sie ihre Assistentin und auch
Heras Eltern sind mit dabei.
Ich habe 2010 schon ihre Ausstellung in Düsseldorf besucht
und war völlig beeindruckt. Die Bilder von Herakut kann man sich zwar natürlich
auch im Netz ansehen, aber live vor Ort entwickeln sie erst ihre wahre Wirkung.
Nicht selten sind dort nämlich zum Beispiel Kleider vernäht, die wortwörtlich
den Rahmen sprengen. Bei anderen Bildern ist die Schrift erst ausgeschnitten
und danach auf die Leinwand geklebt. Alles ist sprichwörtlich vielschichtig.
Einige wenige Skulpturen sind auch ausgestellt. Im oberen
Bereich sieht man eine kindliche Figur, die einen Kinderwagen schiebt – mit
einem Sarg als Babyschale. Wie gesagt, das ist alles recht düster. Als eine
junge Familie mit ihrem schätzungsweise 4-jährigen Sohn an der Skulptur vorbei
ging, sagte der Kleine auch direkt: „Guck mal Mama... Baby, Baby.“
Doch hinter all der Tragik stecken wunderschöne Werke, die es zu entdecken gilt.
In einem günstigen Moment habe ich Hera dann gefragt, ob sie
die beiden Herakut-Bücher signieren würde, die ich mitgebracht habe. Sie sagte
sofort zu und kam sehr sympathisch rüber. Als Fan ihrer Handschrift war ich natürlich
froh, als sie eine Widmung anfing – wobei sie von einem älteren Herren
unterbrochen wurde, der sie mit Fragen löcherte. Sie war trotzdem höflich und
beantwortete alles mit Engelsgeduld. Meine Widmung zog sich etwas in die Länge,
aber ich erfuhr einige interessante Details. Sie verriet in etwa, dass sie nie
eine wirkliche eigene Handschrift hatte und immer nur die jeweilige Schrift
ihrer Lehrer an der Tafel kopierte. Ihre Lehrer fanden das wohl höchst
befremdlich. Für Hera war es als visueller Mensch aber nur die beste
Möglichkeit, sich die Inhalte zu merken. Als ihre Mutter dazu kam, wurde sogar
aus dem Nähkästchen geplaudert. Von den ersten Sorgen um die Tochter in der
wilden Graffiti-Welt bis hin zur stolzen Mama, die die ersten Zeichnungen von
Hera hütet wie einen Schatz. Nicht weniger dürften sie auch sein.
Hera verriet, dass sie in den Anfangstagen kein Geld für
Dosen hatte und daher den Sperrmüll nach alten Wandfarben durchsuchte und alles
mitnahm, was sie tragen konnte. Anfangs wurden ihre Tags auch schnell übermalt,
was sie auf die Idee brachte, einfach höher als alle anderen zu malen. So
stellte sie auch gerne mal eine Leiter auf ihr Auto, um die höchsten Stellen
Frankfurts zu bemalen. Eine Technik, die im Wahlkampf ja leider mittlerweile
die rechten Parteien für ihre Plakate nutzen. Aber das ist eine andere
Geschichte.
Die fertige Widmung bezog sich dann auch auf die seltsame Situation und brachte mich zum Lächeln. Eine schöne Erinnerung.
(siehe Fotogalerie - Klick aufs Bild)
Auch Akut hat die Bücher signiert und es wurde ein wenig
geschnackt. Aber man merkte schon, dass er der etwas ruhigere Teil des Duos zu
sein scheint.
Er freut sich jetzt erstmal auf eine Woche Urlaub, bevor es
weiter geht nach Berlin und überall dorthin, wo man die Kunst der beiden sehen
will. Gerade kommen sie aus Istanbul und Akut schwärmte nochmal voller Stolz
davon, dass er mit niemand geringeren als der Graffiti-Legende Cope2 einen
Train bemalt hat. Da merkte man schon deutlich, dass er selbst auch immer noch Fan ist.
Wiederum sehr sympathisch.
Das Poster der Veranstaltung musste ich dann auch noch
mitnehmen und dann ging es auch voller Impressionen und Inspiration zurück nach
Wuppertal. Es ist schon komisch, aber es funktioniert wie damals bei den
Skatevideos – nur dass man nicht sofort aufs Brett will, sondern einfach nur in
sein Atelier, um etwas Neues zu schaffen.
Wer jetzt Lust bekommen hat, dem sei die Show „Flaw Circus“ in der Galerie Ruttkowski 68 wärmstens empfohlen.
Sie läuft noch bis zum 28. September und ist Dienstags bis Freitags von 15 bis 20:00 sowie Samstags und Sonntags von 17 bis 20:00 geöffnet.Die Galerie findet ihr in der Bismarkstraße 68 / Köln.