Ja, WHAT’S GOES überhaupt?
Aufmerksame Leser dieses Blogs werden es ganz vielleicht bemerkt haben: Wir vom Atomlabor sind bekennende “Hooligans of Love” und formen regelmäßig das O. Die Ankündigung des neuen Albums der vier Ausnahme-Rapper aus dem Schwäbischen sorgte bei uns also schon lange für ein wohliges Kribbeln im Bauch. Den netten Menschen bei Universal und Chimperator ist es nun zu verdanken, dass wir den Vorab-Stream des neuen und - laut Promotext - finalen Orsons Albums “What’s Goes” seit Tagen lauschen dürfen.
Los goes.
Der erste Eindruck überrascht mich schon ein wenig, da ich doch mehr Bretter im Stil der Vorab-Single “What’s goes” erwartet habe. Tua sagte in einem Interview, dass sie alles, was sie am letzten Album nicht mochten, weggelassen und dafür alles, was sie geil fanden, noch geiler gemacht haben. Zu letzterem zählten Songs wie “Rosa, Blau, Grün”, “Vodka Apfel Z” oder auch “Zambo Kristall Merkaba”, die auch live allesamt überzeugen. Im Grunde wollte man ein Album aus diesen Songs und den Songs der JUICE-EP machen, die vor dem letzten Album “Das Chaos und die Ordnung” über eben jenes JUICE-Magazin released wurde. Und ich gebe Tua Recht, denn gerade auf dieser EP zeigten Tua, Maeckes, Kaas und Bartek ihre wahrscheinlich besten Tracks.
Umso überraschender, jedoch nicht negativ, wie vielschichtig das neue Album daher kommt. Der rote Faden ist, tatsächlich wie von Produzent Tua behauptet, der stringente Sound des Albums. Hier passt alles zusammen. Wagen wir doch mal ein Track-by-Track Review.
So klingen die Tracks.
1.What’s goesZur Vorab-Single haben wir an dieser Stelle ja bereits alles gesagt. Stimmt immer noch. Oettingers mieses Englisch ist immer noch einen Lacher wert und ein guter Start in das neue Album.
2. Papa Willi und der Zeitgeist
Maja und Willi - letzterer mit der besten Stimme der Welt. Schon gewonnen. Der seltsame Titel basiert auf einer Zeile vom letzten Kanye West Album (“Pop a wheelie on the Zeitgeist”). Ein weiteres mal machen sich die Orsons die Punchlines also einfach so, wie sie ihnen gefallen. Musikalisch in der selben Kerbe wie der Opener, schön bassig, unruhig und meiner Meinung nach mit dezentem Knight Rider-Sample? Hit.
3. Lass uns chillen (feat. Maxim)
Nein, keine Angst: das ist kein Revolverheld-Song. Aber ruhig ist der Song schon. Typisch Kaas, würde ich behaupten. Interessante Vocal-Samples und das erste von 2 Features: Maxim singt den Refrain schön smooth und melancholisch. Schönes Ding.
4. Ventilator
Und schon das nächste Brett. Kinderstimme, schleppender Beat und tighte Rhymes. Nackenstarre vom Kopfnicken ist vorprogrammiert. Könnte Live ganz derbe abgehen.
5. Sunrise 555am
Und da ist er: der Song, den man entweder liebt oder hasst. Dieser Track ist 1000% Kaas mit allem, was dazu gehört. Das ist cheesy, albern, gute Laune, Reggae-Feeling, Sonne, Freiheit, Wahnsinn. Anfangs war es für mich der Totalausfall des Albums und ein sicherer Skip-Kandidat. Mir ist das viel zu viel zu fröhlich und erinnert ein wenig an dieses Mantra “Jede Zelle meines Körpers ist glücklich”. Aber verdammt noch mal, was für ein Ohrwurm. Und Kaas kann man sowieso nicht böse sein. Keine Chance.
6. Schwung in die Kiste
Keine Zeit zum Ausruhen, denn jetzt folgt nicht weniger als der beste Song des Albums. Was für ein Sample (laut Tua bereits tausendfach benutzt, aber nie so geil wie hier), was für ein Beat und Maeckes mit unfassbaren Lines. Das wird Live der absolute Abriss und MUSS ein Hit werden. Radio Airplay haben die Jungs damit ja bereits. KISCHTE!
7. Grün
Ok, jetzt braucht man Pause und Grün ist da genau richtig. Nicht zu ruhig vom Beat her, aber melancholisches Instrumental trifft auf Tuas Raps und Vocoder-Stimme im Refrain. Eher unscheinbarer Track, der aber von Hören zu Hören wächst. Vielleicht der bessere “Nachmittag im Park”?
8. Tornadowarnung
Genug gechillt, Tornadowarnung reisst sofort wieder alle Luftschlösser ein. Man kann immer wieder die Beats loben, die einfach richtig Bock auf Party machen. Brett. Kaas’ Part ist schön aggressiv, wie ich es mir von ihm öfter wünschen würde.
9. Feuerrot
Wechselbad der Gefühle, denn jetzt kommt die “Bartek-Ballade". Ruhige Akustik-Gitarren-Samples auf minimalistischem Beat. Und singen kann er mittlerweile auch ganz gut, der Apfelschnitzschneider. Ab Tuas Part könnte man meinen, der Track wäre von seinem letzten Solo-Release “Stevia”. Sehr geiler Song.
10. Leicht
Ruhig geht es weiter. Auch hier hört man Tuas Einfluss ganz klar raus. Geht schon etwas in Richtung “The Weeknd”, was absolut positiv ist. Steht den Jungs sehr gut dieser Sound, wird die Hip Hop-Gemeinde aber mit Sicherheit spalten.
11. Seitdem
Tua und kein Ende. Es ist die ruhigste, aber auch interessanteste Phase des Albums. Es gibt sehr viel zu entdecken und der Track beweist deutlich, wieviel Talent Johannes Bruhns aka Tua doch hat. Deep. Traurig. Wunderschön.
12. Das Klo
Wo ist eigentlich der infantile Orsons-Humor geblieben? Ach ja, hier. Kaas hat den Text des Refrains wohl auf einer ekelhaften Studio-Toilette gelesen und fühlte sich verpflichtet, diesen mit uns zu teilen. Kann man machen. Muss man machen? Keine Ahnung. Aber auch das sind die Orsons. “Wir können alles machen, was sollen wir machen?”
13. Wasserburgen (feat. Mine)
Der geheime Hit des Albums. Die junge Sängerin Mine ist Bartek im Netz aufgefallen und sofort wollte er einen Song mit ihr machen. Gute Idee. Wir denken, von ihr wird man noch viel hören. Beat und Keyboard snd unruhig und bieten so einen interessanten Gegenpart zur ruhigen Stimmung des Tracks. Sehr geil.
14. Oben vom Heu
Ach, Kaas.
15. Abschiedsparty
Wenn man eine Sache bemängeln will, dann eventuell, dass das Album mit 17 Tracks etwas zu lang ist. Das ist hier ein Track, der auch gut als Bonustrack funktioniert hätte. Es ist ok, kickt aber nicht so wirklich. Schade. Auch wenn Maeckes mal wieder richtig tighte Lines lieftert.
16. SalamiFunghiZwiebelPartyPizza
Das Ende naht - das merkt man sofort. Auch thematisch, denn der Song handelt von der alten Frage “Was passiert nach dem Tod?”. Schön aufgearbeitet mit sehr cleveren Textideen, besonders mal wieder von Maeckes. Das ist halt das Terrain, auf dem er sich pudelwohl fühlt. Er und die anderen malen Bilder in melancholischen und düsteren Farbtönen, die aber dennoch wunderschön anzusehen sind. Diese Fähigkeit von der einen auf die andere Sekunde von albern nach ernst wechseln zu können, ist einzigartig und macht die Orsons zu dem, was sie sind. Und dafür lieben wir sie.
17. Das Öl
Sowas wie ein Outro und für mich dann doch noch der Skip-Track des Albums. Überflüssig, aber ok.
Es ist das finale, das beste Orsons-Album geworden.
Fazit: Es fühlt sich an, wie ein Befreiungsschlag aus dem Universal-Würgegriff, der das letzte Album ein wenig versaut hat. Die Beats und die Produktion von Tua sind modern und extrem tanzbar. Textlich ist es typisch Orsons - clever, abgedreht, erzählend. Selten platt und immer mit einem Augenzwinkern. Ob das auch kommerziell der große Wurf wird, bleibt abzuwarten. Wie sagte jemand in einem Interview? “Ich fürchte, ihr seid zu klug.” Das könnte tatsächlich das große Problem sein. Ein totales Nischending sind die vier jedenfalls nicht, da sie so abwechslungsreich daher kommen und somit für jeden was dabei ist.
Die Liveshows wollen wir auf jeden Fall jedem ans Herz legen, denn die sind immer ein Spekatakel. Also, los goes: Album und Tickets kaufen und das O formen.
08.04.2015 Frankfurt | Batschkapp
10.04.2015 Zürich | Exil
11.04.2015 Wien | Flex
12.04.2015 München | Muffathalle
13.04.2015 Nürnberg | Hirsch
15.04.2015 Leipzig | Täubchenthal
16.04.2015 Berlin | Huxleys
17.04.2015 Hannover | Faust
18.04.2015 Münster | Skaters Palace
19.04.2015 Hamburg | Mojo
21.04.2015 Bochum | Zeche
22.04.2015 Köln | Live Music Hall
23.04.2015 Heidelberg | Karlstorbahnhof
24.04.2015 Würzburg | Posthalle
Get it:
Fotos sind von Nico Wöhrle - thx