Fellowsoph und Edi drehen ihren eigenen Blockbuster
Wenn du hier schon eine Weile mitliest, dann bist du bei Fahrräder und Drumracks vermutlich das erste Mal über Fellowsoph und Edi gestolpert. Später kam dann noch die großartige Die Zyniker EP. Zwei Releases, bei denen schon klar war, dass hier jemand sehr genau weiß, wie sich Jazz, Funk und Rap elegant verbinden lassen. Jetzt legen die beiden nach und schieben mit Funk und Fernsehen ihren nächsten Langspieler in Richtung Wiener Rapkosmos und darüber hinaus. Und dieser Longplayer ist weniger klassisches Album, sondern eher ein wilder Film auf Platte. Ja, die Wiener Boys, höre ich in der Tat sehr gerne, sie haben gute Texte, perfekt verpackt.
Ausgangspunkt für das neue Projekt war eigentlich ein simpler Plan:
Album fertig machen, den nächsten Schritt gehen, das Ding abrunden.
Stattdessen endet der Abend im Studio auf der Couch vor der Glotze.
Fernbedienung in der Hand, Snacks griffbereit, der Work in Progress liegt in Reichweite, wird aber konsequent ignoriert.
Ein Sender jagt den nächsten, und je länger der Marathon läuft, desto mehr verschwimmen Studioalltag, Bildschirmwelt und Gedankenstrudel.
Bis Fellow und Edi gefühlt selbst im Programm landen.
Genau dieses Setting übersetzten die beiden in perfekten Sound.
Funk und Fernsehen ist daher wie ein kompletter TV Tag als Rap Album. Du stolperst durch Gesprächsrunden, in denen sich Leute permanent im Kreis drehen, durch seichte Comedy, durch nostalgische Schwarz Weiß Bilder und durch schwere Kost, die dir kurz den Magen verdreht. Zwischen all dem flackert immer wieder das eine Element auf, das alles zusammenhält und rettet. HipHop. Grooves, die kleben bleiben, Bassläufe, die dir sofort den Kopf nicken lassen, und Drums, die eher an staubige Plattenkisten als an Streamingkisten erinnern. Musikalisch geht das weit über den klassischen BoomBap Rahmen hinaus. Die ersten Beats fühlen sich schon an, wie liebevoll kuratierte Filmszenen. Warm und organisch, dann nervös und kantig, mal wie ein verspulter Nachtspaziergang durch Wien.
Fellowsoph legt seine Texte darüber, als würde er dir alles direkt am Küchentisch erzählen. Gesellschaftlicher Seitenhieb wie man es gewohnt ist und liebt, Alltagsbeobachtung, Medienkritik, Selbstironie. Vieles davon kennen wir schon aus Die Zyniker, hier wird es aber noch breiter aufgezogen und stärker mit der Idee dieses Funkfilms verzahnt.
Spannend ist, dass sich die ersten beiden freien Tracks gleichzeitig sehr cineastisch und sehr nah anfühlt. Es gibt keine Hochglanzkulissen, kein großes Studio dahinter, kein vermeintlich sicheres Budget. Kein Sender, der den Sendeplatz schiebt.
Eher Arthouse Charme, sehr viel Eigenregie und ein deutlicher Extended Cut Vibe.
Erfolg definiert sich hier nicht über Einspielergebnis oder Trendkurven, sondern darüber, dass die eigene Geschichte komplett erzählt werden darf. Ohne rausgeschnittene Ecken, ohne weichgespülte Kanten. Ich finde es beeindruckend, wie die Jungs ihrem Stil treu bleiben, sich nicht verkaufen.
Unterm Strich ist Funk und Fernsehen sicher eine wunderbar eigenwillige Ode an Wiener Rap und an dieses spezielle Gefühl, wenn man sich im Rauschen der Medienwelt verliert und genau dadurch wieder bei sich landet. Der Longplayer ist wie schon bei Fahrräder und Drumracks dieser Mix aus Detailverliebtheit, Humor und Haltung, der dir zeigt, warum dieses Duo so spannend bleibt. Daher kommt hier mein absoluter Plattentipp für den Anfang 2026.
Lyrics und Raps Fellowsoph
Produktion, Cuts, Recordings Edi Flaneur
Mix Edi Flaneur, Steril One @ Staub Audio Engineering
Master Steril One @ Staub Audio Engineering
Presswerk R A N D Muzik
Illustration Michael Pleesz
Grafik Leonhard Löschel
Release | Wann der Vorhang aufgeht:
Releases: leider erst am 13. Februar 2026
Format: Limitierte 12 Zoll Vinyl und Digital
Preorder läuft.
Hier findest du alle Links auf einen Streich.
